Im Kalten Krieg kam dem Schachspiel besondere Bedeutung zu. Weil es die hohe Kunst der Strategie offenbarte. Im Schach werden Angriffe angedeutet und Bauern geopfert, um sich Vorteile zu verschaffen. Russland, vormals die Sowjetunion, hat zwischen 1945 und 2000 mit einer Ausnahme alle Schachweltmeister gestellt. Für Spione wie Putin war es einst Pflicht, das Brettspiel zu beherrschen.
Viele Kommentatoren orten also einen Beinahe-Putsch, der gerade noch abgewendet werden konnte. Einen Schwächeanfall Putins, den in dieser Form niemand für möglich gehalten hätte. Eben deshalb sei die Frage erlaubt, ob dabei nicht auch der lang ersehnte Wunsch ein Vater der Gedanken ist.
Was, wenn der gute Schachspieler Putin auf die hohe Kunst der Strategie setzte? Wenn er Angriffe andeutet und Bauern opfert, um sich am Ende Vorteile zu verschaffen? Wenn der Welt vor Augen geführt werden sollte, dass 6255 Atomsprengköpfe auch in die Hände eines wild gewordenen Warlords fallen könnten? Unstrittig ist, dass die Welt nach stundenlangen Schrecksekunden aufatmen konnte. Wäre es dann nicht besser, einer wie er, Putin, seit 23 Jahren an der Macht, angriffig, aber eher berechenbar, hätte die Hand auf dem atomaren Kriegsarsenal?
De facto werden Putins nächste Schritte zeigen, welche Rolle sein früherer Koch und späterer Söldnerführer Prigoschin spielt(e). Ersichtlich ist eine Strategie erst am Ende einer Schachpartie.
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