Tag 2 am Lido Sounds

Gute Vibes, viel Amore und noch mehr Rock‘n‘Roll

Oberösterreich
17.06.2023 23:32

Auch am zweiten Tag versammelten sich laut Veranstalter 25.000 Fans beim Lido Sounds am Linzer Urfahranermarkt. Die Toten Hosen, Wanda und die Beatsteaks sorgten für Amore, Rock‘n‘Roll und viel Feuer. Heute endet das Festival mit Apache207, Peter Fox und Phoenix.

Nach zwei wilden Niederschlägen mit Hagel bei der Eröffnung zeigte sich der zweite Tag am Lido Sounds von seiner versöhnlichen Seite. Kurz zogen ein paar dunkle Wolken über das betonierte Gelände, aber davon ließen sich weder die Sonne, noch die gute Stimmung abschrecken. AYMZ aus Salzburg zeigte sich bei hohen Temperaturen schon als erster Act auf der Hauptbühne in Top-Form. Gemeinsam mit der Hälfte der Salzburger Indie-Band Please Madame (Dominik Wendl und Niklas Mayr) wurde Pop im Elektronikmantel mit Botschaft zelebriert. „Die Pride ist keine Party, sondern eine Revolte“, bezog sich die Künstlerin auf die gleichzeitig in Wien stattfindende Veranstaltung, „die Ursprünge gehen zurück bis zu den Stonewall Riots 1969“.

(Bild: Andreas Graf)

Zwischen Grunge und Cocteau Twins
Bei den folgenden Acts ging es zwar etwas weniger politisch, nicht aber weniger hitzig zu. Vor der Zeltbühne gab es Schatten und Abkühlung für all jene, denen der Sommer etwas zu plötzlich kam. Die Berlinerin Cloudy June lieferte das musikalische Hintergrundprogramm mit bekömmlichen Formatradio-Songs und einer leichten Bad-Girl-Attitüde, die nicht wirklich glaubhaft rüberkam. Besser ins Zelt gepasst hätten die US-Rocker Sir Chloe rund um Frontfrau Dana Foote, deren Mischung aus 90er-Grunge, Cocteau-Twins-Chic und rebellischem Indie Rock am heutigen Tag aus dem Rahmen fällt. Vom Lido Sounds zeigte sie sich im „Krone“-Talk begeistert. „Unterschiedliche Generationen feiern ihrer Lieblingsbands und jeder ist hier willkommen. Die Menschen sind unheimlich nett und versprühen einen guten Vibe.“

(Bild: Andreas Graf)

Erstmals richtig voll wird es noch vor 16 Uhr bei den Beatsteaks. Die Berliner Indie-Punk-Legenden spielten früher vor jeder österreichischen Gartentür, haben sich in den letzten Jahren aber rar gemacht. Der Wavebreaker-Bereich war schon vor den ersten Klängen bis zum Bersten gefüllt und Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß brachte die Fans mit Fischerhut und Wifebeater-Shirt auf Betriebstemperatur. Vom Fu Manchu-Cover „Frieda und die Bomben“ über „Hand in Hand“ und „Milk & Honey“ bis hin zu den großen Hits „Gentleman Of The Year“ und „Let Me In“ lieferten die Deutschen einen bunten Querschnitt ihrer bunten Karriere.

(Bild: Horst Einöder/Flashpictures)

Seichter Partygag
Wesentlich seichter wurde es im Anschluss bei SDP. Zwei Berliner Halbstarke, die auf einem Schlauchboot durchs Publikum rudern, zwischen Hip-Hop, Pop, Elektronik, Dancehall und Schlager alles verwursten, was nicht zusammenpasst und noch nicht einmal gleichfarbige Schuhe an beiden Füßen tragen. Querbeet spielten sie sich durch ein Set voller einfacher Hymnen und verunstalteten dabei auch die Toten Hosen („Wünsch dir was“) und Queen („Another One Bites The Dust“). Der Wavebreaker leerte sich zunehmend und die treuen Verbliebenen wurden noch mit einer „spontanen“ Piano-Ballade der beiden „beglückt“. Als Partygag sind SDP vielleicht ganz lustig, das durchaus gut kuratierte Lido Sounds hätte aber einen anderen Act in diesem Programm vertragen.

(Bild: Horst Einöder)

Electro-Pop-Punk mit Drive und Niveau gab es auf der bis nach hinten vollgefüllten Zelt-Bühne zu sehen. Großstadtgeflüster spielten laut eigenem Bekunden ihren ersten zweiten Gig in diesem Jahr und kündigten neben einer Hit-Stafette auch gleich allerlei Neues an. Eine Single gegen Ende des Monats, im weiteren Verlauf ein neues Studioalbum und dazu natürlich noch eine Headliner-Tour. Volles Programm galt auch für die Fans. Egal ob mit 80er-Jahre Perücken-Vokuhila, Geburtstagskerzen-Kronen oder als acht Frauen starke Polterrunde - der Kreativität der Feiernden waren keine Grenzen gesetzt.

(Bild: Robert Fröwein)

Direkt und emotional
Einen nahezu perfekten Co-Headliner-Posten besetzten die Wiener Strizzi-Popper von Wanda. Das mehr als einstündige Set bestand aus einem bunten Best-Of der letzten Jahre und dem flotten Nirvana-Cover „Lithium“, bei dem sich auch Hosen-Frontmann Campino und Beatsteaks-Sänger Teutoburg-Weiß auf der Bühne einfanden. Bei „Luzia“ wagte Marco Wanda einen Sprung ins Publikum und knutschte sekundenlang mit einem Fan - passend zur in Wien stattfindenden Pride. „Ich mache seit zwei Monaten keinen Sport mehr und rauche und saufe wie ein Arschloch“, wird der Frontmann wenig später zitiert, „aber für euch gebe ich immer alles.“ Bei „Schickt mir die Post“ sorgte ein Saxofon für Club-Feeling und während dem progressiven Meisterstück „Va Bene“ gedachte die Band ihrem verstorbenen Keyboarder Christian Hummer durch Applaus. Eine emotionale und gleichzeitig rockige Angelegenheit. Das Publikum brauchte aber etwas, um auf Betriebstemperatur zu kommen.

(Bild: Andreas Graf)

Bei den Toten Hosen gab es dieses Problem freilich nicht. Kaum eine Band feuert die österreichische Stimmung so an wie die Düsseldorfer, die in ihren Sturm-und-Drang-Zeiten 1984 noch lebenslanges Auftrittsverbot im Linzer Posthof erhielten. Heute ist längst alles vergeben und vergessen und die Musiker schlugen schon am Vorabend auf. Campino und Co. zeigten sich vor allem von Florence + The Machine begeistert. „Eine ganz eigene, schöne Show“, wie Gitarrist Breiti uns im „Krone“-Interview verriet. Das eigene Konzert haben die Hosen kurzerhand auf knapp zwei Stunden ausgedehnt, um den teils durchaus stark illuminierten Fans einen möglichst breit gefächerten Karrierequerschnitt zu liefern.

(Bild: Andreas Graf)

In einer eigenen Live-Liga
Pyrotechnik ist bei den Hosen kein Verbrechen, im Laufe des Sets feuerte das Quintett mehrmals aus allen Rohen. Kontrolliertes Feuer am FOH, Fackeln auf der Bühne und dann auch noch das akustische Feuer. „Bonnie & Clyde“, „Wannsee“, „Alles aus Liebe“, „Wünsch dir was“ und das durchaus halbironische Alphaville-Cover „Forever Young“ sorgten für Begeisterungsstürme. Campino selbst wirkte nicht ganz so fit wie in den letzten Jahren, machte fehlendes Bewegungsfeuer aber mit viel Witz und Anekdoten wett. So wetterte er gegen Krieg und Putin und erinnerte sich bei „Tage wie diese“ an die Linzer Schauspielerin Birgit Minichmayr, eine wichtige Wegbegleiterin aus der Vergangenheit. Naive Jugendsünden wie „Eisgekühlter Bommerlunder“ mischten sich mit Punkrock-Klassikern wie „Pushed Again“ oder „Hier kommt Alex“. Bei so viel Linz-Liebe, wie sie die Toten Hosen zeigten, kann man auch einmal zwei Minuten überziehen. Live spielen sie noch immer in einer eigenen Liga.

(Bild: Einöder Horst)

Heute geht das Lido Sounds in sein Finale und wartet mit internationalen Top-Acts wie Peter Fox, Apache207, den Sleaford Mods, Phoenix oder Cro auf. Karten sind noch an der Tageskassa vor Ort erhältlich.

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