Untersuchung gefordert

Selenskyj: Russland hat Folgen unterschätzt

Ausland
07.06.2023 20:48

Die Sprengung des Kachowka-Staudamms kennzeichnet einen neuen Tiefpunkt in Russlands Angriffskrieg. Moskau und Kiew schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Während Tausende Menschen und Tiere leiden, will die Türkei nun vermitteln.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj strebt eine internationale Untersuchung des Dammbruchs an. Wenn die Ukraine die Kontrolle des Staudamms zurückerobert habe, werde sie internationale Experten einladen, den Vorfall zu untersuchen, sagte er am Mittwoch im Interview mit Zeitungen der Axel-Springer-Gruppe. Seiner Ansicht nach sei die Verantwortung Russlands für die Katastrophe erwiesen. „Das passierte in einem besetzten Gebiet.“

Selenskyj habe bereits vor einem Jahr darauf hingewiesen, dass der Damm vermint werde und das Risiko einer Sprengung hoch sei. Durch Beschuss hätte der Bruch nicht herbeigeführt werden können. Er gehe davon aus, dass Russland seine Aktion unterschätzt habe. „Sie haben nicht daran gedacht, dass sie auch ihre besetzten Gebiete fluten.“

Der Vorfall habe auch Auswirkungen auf die Gegenoffensive. „Das, was gerade passiert, ist eine Tragödie. Eine Umweltkatastrophe und eine menschliche Katastrophe. Das hilft uns nicht mit der Gegenoffensive, das erleichtert die Gegenoffensive nicht.“

Selenskyj bestritt zudem eine Beteiligung seines Landes an dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipeline. „Ich bin Präsident und ich gebe entsprechende Befehle. Nichts dergleichen hat die Ukraine getan. Ich würde nie so handeln“, sagte er. Selenskyj verlangte die Vorlage von Beweisen: „Wenn unser Militär das getan haben soll, dann zeigt uns Beweise.“

Putin beschuldigt Kiew
Der russische Präsident Wladimir Putin machte die Ukraine für die Explosion am Kachowka-Staudamm verantwortlich. In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zum Bruch des Damms in der Südukraine sprach Putin am Mittwoch von einer „barbarischen Tat“ Kiews. Dadurch sei „eine ökologische und humanitäre Katastrophe großen Ausmaßes“ verursacht worden, sagte Putin nach Angaben des Kreml in einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Auch Erdogan schlug am Mittwoch in separaten Telefonaten mit Putin und Selenskyj eine Untersuchungskommission vor, teilte das Präsidialamt in Ankara mit. Eine solche Kommission könne mit Experten der beiden Kriegsparteien sowie mit Vertretern der Türkei und der Vereinten Nationen besetzt sein und damit ein ähnliches Format haben wie das sogenannte Getreideabkommen, hieß es.

Im Juli 2022 hatten die Vereinten Nationen und die Türkei ein Abkommen vermittelt, das die Blockade ukrainischen Getreides durch Russland beendet hatte.

„Sanitär-ökologische Katastrophe“
Laut Maxim Soroka, einem ukrainischen Umweltexperten der Nichtregierungsorganisation Dovkola Network, sind durch die Zerstörung des Staudamms mehr als 180.000 Menschen ohne sauberes Trinkwasser. Er sagte, die Konsequenz wäre eine „sanitär-ökologische Katastrophe“.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele