Warum reicht es nicht zum Leben, fragten wir die Alleinerzieherin Marlies Ader zum Weltfrauentag. Ihre Geschichte rührte viele - und zum Muttertag gibt’s ein Happy End.
Es ist erst 10 Wochen her, und doch, erzählt Marlies bei unserem Wiedersehen, „fühlt es sich wie eine Ewigkeit an“. Wir sitzen auf der Holzbank eines Spielplatzes in Wien-Donaustadt, ihr Papa schaukelt währenddessen die vierjährige Stella. Dass sie noch im März trotz Vollzeitjob ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte, kommt ihr heute wie ein böser Traum vor. „Ich habe mich lange dafür geschämt. Als ich dann an die Öffentlichkeit gegangen bin, war es wie eine Befreiung.“
Ich war erst 19, als meine Tochter zur Welt kam. Trotzdem habe ich es nie bereut. Stella gibt mir so viel Liebe zurück. Sie lehrt mich, glücklich zu sein.
Marlies Ader
„Mama hat jetzt Geld!“
Aus ganz Österreich kam Hilfe. „Heute sind wir schuldenfrei und haben sogar ein bisschen Geld auf dem Sparbuch“, erklärt die junge Mutter nicht ohne Stolz. Das Gefühl, sich im Supermarkt auch mal Fruchtzwerge oder Bananen zu kaufen, das sei wunderschön. „Mama hat jetzt Geld!“, habe Stella damals gejubelt. „Sie ist viel fröhlicher geworden, seit wir keine finanziellen Sorgen mehr haben.“ Freundschaften sind auch entstanden durch die vielen Hilfsangebote. Etwa mit Herta und Peter, die Marlies und ihre Tochter auf einen Kurzurlaub eingeladen haben.
Mit Michaela, die ihr oft Bücher, Gewand oder eine Bodylotion schickt. Oder mit einer jungen ebenfalls alleinerziehenden Polizistin, die das, was sich Marlies am allermeisten wünscht, bereits geschafft hat. „Letzte Woche habe ich mich noch einmal beworben“, strahlt die junge Wienerin - sie war bei ihrem ersten Versuch aufgrund von zwei kleinen Tattoos abgelehnt worden; diese Bestimmung soll jetzt fallen.
Dass es ausgerechnet zum Muttertag für sie und Stella ein Happy End gibt, sieht die Kindergärtnerin als Zeichen. „Es lohnt sich immer, mutig zu sein. Vor allem für meine Tochter. Ich war erst 19, als sie zur Welt kam. Damals habe ich meine Jugend abgegeben. Trotzdem habe ich es niemals bereut. Stella gibt mir so viel Liebe zurück. Sie lehrt mich, glücklich zu sein.“ Sie denkt kurz nach. „Für mich ist jede Mama eine Heldin“, fügt sie hinzu.
Traumberuf Polizistin
Ende Juni hört Marlies im Kindergarten auf und hofft, im Herbst mit der zweijährigen Ausbildung bei der Polizei beginnen zu können. Ein unterstützendes Netz ist gespannt. „Wenn andere das schaffen, dann schaffe ich es auch.“ Und wenn es nicht sofort klappt? „Bevor ich mich arbeitslos melde, stelle ich mich vorübergehend auch wieder an die Supermarktkassa.“
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