Mobbing-Vorwürfe
Britischer Vize-Premier Raab zurückgetreten
Der stellvertretende britische Regierungschef Dominic Raab hat am Freitag wegen Mobbing-Vorwürfen seinen Rücktritt erklärt. In einem Schreiben teilte er mit, er lege diesen Posten und auch sein Amt als Justizminister nieder.
Er fühle sich verpflichtet, den Ausgang der Untersuchung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu akzeptieren, so Raab. Zugleich wies er aber den größten Teil der Anschuldigungen zurück. Von mehreren Vorwürfen seien nur zwei als berechtigt anerkannt worden, schrieb er. Der Gutachter habe jedoch festgestellt, „dass ich nicht ein einziges Mal innerhalb von viereinhalb Jahren irgendjemand beleidigt oder angeschrien habe, noch mit Gegenständen geworfen oder anderweitig körperlich eingeschüchtert oder absichtlich jemanden gedemütigt habe“, so Raab.
Sunak gab die Untersuchung in Auftrag
Am Donnerstag hatte ein Sprecher von Premier Rish Sunak mitgeteilt, dem Regierungschef sei ein Untersuchungsbericht über Mobbingvorwürfe gegen Raab vorgelegt worden. Sunak hatte die Untersuchung selbst in Auftrag gegeben, nachdem wenige Wochen nach Beginn seiner Amtszeit im Oktober zwei formelle Beschwerden gegen Raab eingereicht worden waren.
Nach Angaben des „Guardian“ ist Raab für seinen Führungsstil und seinen Umgang mit Untergebenen gefürchtet. Die „Sun“ hatte im November 2022 berichtet, der einstige Brexit-Unterhändler habe beispielsweise in einem Wutanfall Tomaten aus einem Salat quer durch den Raum geworfen. Ein Sprecher Raabs dementierte den Vorfall.
„Klima der Angst“ im Ministerium
Wie der „Guardian“ berichtete, soll während Raabs erster Amtszeit als Justizminister von September 2021 bis September 2022 in dessen Ministerium ein „Klima der Angst“ geherrscht haben. Der Ressortchef sei „manipulativ“ und „aggressiv“.
Raab selbst betonte im Februar gegenüber dem Sender Sky News, er habe sich „jederzeit professionell verhalten“. Sollten die Mobbing-Vorwürfe jedoch aufrechterhalten werden, würde er zurücktreten„. Einer aktuellen Umfrage zufolge glauben 44 Prozent der Briten, dass Sunak von den Vorwürfen gegen Raab wusste, als er diesen in sein Kabinett holte.
Sunak hatte die partei-interne Wahl im Oktober unter anderem mit dem Versprechen gewonnen, nach der von Skandalen geprägten Amtszeit seines Vorgängers Boris Johnson und dem kurzen Zwischenspiel von Liz Truss “Integrität, Professionalität und Verantwortung" in der Regierung wiederherzustellen.
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