Veraltete Technik

Russische Armee verzichtet erstmals auf Kalaschnikows

Ausland
27.09.2011 13:13
Es ist das Ende einer Ära: Das berühmteste und auch berüchtigste Maschinengewehr der Welt, die Kalaschnikow, hat in ihrem Heimatland Russland vorerst ausgedient. Erstmals in ihrer Geschichte kaufte die russische Armee 2011 keine Sturmgewehre des Kalaschnikow-Produzenten Ischmasch. Den legendären Erfinder der Waffe, Michail Kalaschnikow (siehe weitere Bilder), wollte man darüber im Dunkeln lassen.

Die russische Armee durchläuft derzeit die größte Reform ihrer Geschichte und fordert im Zuge dessen eine modernere Waffe mit größerer Schussweite und Trefferdichte, zitierte die Moskauer Zeitung "Iswestija" am Dienstag einen Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums. Die Kalaschnikow-Fabrikate erfüllen die Vorgaben offensichtlich nicht, deswegen werden sie bei der heurigen Beschaffung erstmals nicht berücksichtigt. Stattdessen soll nach Alternativen Ausschau gehalten werden, die womöglich auch aus dem westlichen Ausland bezogen werden könnten.

Hersteller kündigt moderne Kalaschnikow-Variante an
Auch für 2012 und 2013 seien zunächst keine Kalaschnikow-Neuanschaffungen geplant. Hersteller Ischmasch reagierte inzwischen auf die bedrohlichen Aussichten und versprach, bis Jahresende eine zeitgemäße Variante vorzulegen. Details dazu wurden aber bisher keine bekannt gegeben.

Der legendäre Entwickler Michail Kalaschnikow wurde jedenfalls aus Rücksicht auf seine angeschlagene Gesundheit nicht über den Verzicht der Armee informiert, sagte ein Verwandter gegenüber russischen Medien.

Sturmgewehr zählt zu Russlands Nationalsymbolen
Seine AK-47 ("Awtomat Kalaschnikowa") mit dem markant gekrümmten Magazin ist nach 64 Jahren heute so weit verbreitet wie keine andere Waffe auf der Welt, wird von mehr als 50 Armeen eingesetzt und "ziert" Nationalflaggen sowie Rebellen-Embleme in aller Welt.

In Russland wurde die Kalaschnikow 2009 bei einer Umfrage unter die Nationalsymbole gewählt. Nach dem Bolschoi-Ballett, Wodka und den Sojus-Raumschiffen war das Kalaschnikow-Sturmgewehr der am viertmeisten genannte Begriff. "In manchen Ländern werden Kinder noch immer mir zu Ehren Kalasch genannt. Das erfüllt mich mit Stolz", sagte der Waffen-Entwickler anlässlich seines 90. Geburtstags vor zwei Jahren.

Hälfte aller AK-47 sind Fälschungen
Wirtschaftlich beschäftigt Kalaschnikow seit Jahren die Waffen- Piraterie, die dem Hersteller 2009 fast ein Konkursverfahren bescherte: Die wenigsten der rund 100 Millionen AK-47-Gewehre weltweit sind russische Originale. Experten gehen davon aus, dass jede zweite Waffe gefälscht ist bzw. ohne offizielle Lizenz der russischen Herstellerfirma gefertigt wird.

Es gebe weniger als 60 Millionen AK-47 mit offiziellen Seriennummern. Russland schätzt den Nachbau-Anteil gar auf 90 Prozent. Der Schaden durch die Waffenpiraterie übersteige die Exporte des ums Überleben kämpfenden Kalaschnikow-Produzenten, die jährlich etwa 400 Millionen Dollar ausmachen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele