Zoff mit Voves

Grazer SPÖ-Chef Müller tritt nach nur 9 Monaten ab

Steiermark
26.09.2011 22:12
Der Grazer SPÖ-Chef Edmund Müller gibt nach nur rund neun Monaten Amtszeit auf - bei einer Präsidiumssitzung der Stadtpartei erklärte er am Montag seinen Rücktritt. Zuvor hatte es aus Reihen der eigenen Partei immer wieder Kritik an ihm gegeben. Zu Müllers Nachfolgerin wurde nur zwei Stunden später Stadträtin Martina Schröck gewählt - mit rund 96 Prozent der Stimmen. Die 34-jährige Soziologin sieht ihre Aufgabe dabei nicht als interimistisch an: "Ich habe vor, länger zu bleiben."

Schröck war als einzige Kandidatin vorgeschlagen worden – die Frage, wer Müller in seiner Funktion als Stadtrat nachfolgen könnte, wurde laut SPÖ-Gemeinderatsklubchef Karl-Heinz Herper vorerst beiseitegelassen. Schröck erklärte, sie habe wenig Zeit zum Überlegen gehabt, doch habe sie die Herausforderung angenommen. Zur Zukunft der Grazer SPÖ meinte sie: "Wir müssen aufhören, uns nur mit uns selbst zu beschäftigen, wir müssen uns klar positionieren und Gegenentwürfe zur schwarz-grünen Koalition machen".

Neo-Chefin von Müller-Rückzug überrascht
Dabei gehe es um ein sozial gerechtes Graz, sozialdemokratische Werte und eine moderne Stadt, das sei in den nächsten Wochen zu erarbeiten. Müller habe sein Konzept, um das es eigentlich in der Präsidiumssitzung hätte gehen sollen, dafür zur Verfügung gestellt. Vom Rücktritt Müllers sei sie überrascht worden, gab sie zu.

"Mein Rücktritt gilt für alle Ämter", hatte dieser nur wenige Stunden zuvor erklärt. Vorläufig bleibe er allerdings Kulturstadtrat, bis er mit Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) bzw. mit der Partei die Nachfolgemodalitäten geklärt habe. Er erklärte zudem, den Parteivorsitz gern übernommen zu haben - "aber ich habe mich nicht darum beworben". Offenbar in Anspielung auf Landesrätin Bettina Vollath, die die Stadtpartei nach den heftigen Turbulenzen des Sommers 2010 interimistisch geführt hatte, und Landeshauptmann Franz Voves, die Müller in die Politik geholt hatten.

Voves-Zurufe "nicht hilfreich"
Auf Nachfrage meinte Müller vor allem in Bezug die Aussagen von Voves während einer ORF-"Pressestunde": "Die Zurufe waren nicht hilfreich." Voves hatte gesagt, dass die Zeit Müllers, sich zu positionieren, knapp werde und er sich mehr von ihm erwartet habe. Nicht immer machte Müller in seiner kurzen Amtszeit eine gute Figur (siehe Infobox). Über seine Nachfolge müssten nun die Gremien befinden. Er sei allerdings jemand, der sich auch aus einer "bezahlten Funktion" zurückziehe, wenn er die Parteiämter zurücklegt. Müller konnte in der Stadtpartei nie richtig Fuß fassen.

Klage über "Heckenschützen"
Zuletzt hatte es in Lokalmedien auch verstärkt Wortmeldungen gegeben, wonach Teile der Stadtpartei mit Müllers Performance unzufrieden seien. Müller, der eher als ruhiger und bedächtiger Typ gilt, hatte für den Geschmack einiger Gruppierungen in der Partei zu verhalten und ohne große Konzepte und Ambitionen agiert. Im Parteihaus war am Montagabend durchaus auch Klage über "Heckenschützen" zu vernehmen, die aus "sicherer Deckung heraus" agierten. Er vernetze zwar gerne und entwickle Konzepte und habe der Partei auch die Möglichkeit zur Umsetzung geben wollen, so Müller, aber die jüngsten Ereignisse hätten ihn zum Abtritt bewogen.

Landesparteichef Voves erklärte am Montagabend, es tue ihm leid, dass Müller den Schritt von der Privatwirtschaft in die Politik nicht geschafft habe. Er sei aber guter Dinge, dass die Grazer SPÖ aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe. Martina Schröck habe gute Chancen, die Dinge auf einen guten Weg zu bringen.

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