„Mehr als Einzelfälle“
Studie belegt Rassismus deutscher Polizisten
Ein Zwischenergebnis einer Studie legt nahe: Die deutsche Polizei hat ein Rassismus-Problem. Doch die genaue Antwort ist vielschichtiger. Vor allem gegen zwei Gruppen ist die Ablehnung besonders deutlich.
Wie rassistisch ist die deutsche Polizei? Ein lange erwartetes Zwischenergebnis einer Studie beantwortet diese Frage in „erstaunlich vielen Graustufen“, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Forscher der Deutschen Hochschule der Polizei haben im Auftrag des Bundesinnenministeriums herausgefunden, dass sich innerhalb der deutschen Sicherheitskräfte „allenfalls eine kleine Anzahl von Personen findet, die ein konsistent menschen- und demokratiefeindliches Weltbild aufweist.“
Als Entwarnung wollen die Forschenden ihren ersten Befund nicht verstehen. Im Gegenteil: Es habe sich ein „klar erkennbarer Personenkreis“ abgezeichnet, der „sich nur ambivalent, unentschlossen oder zaghaft zur Unterstützung von Demokratie, Diversität und ähnlichen Themen äußern mag“. Es handele sich hierbei um „mehr als nur Einzelfälle“.
Zwei Minderheiten besonders abgewertet
Dem Bericht zufolge sei „durchaus offen“ über Racial Profiling gesprochen worden. Also das vermehrte Kontrollieren von Personengruppen aufgrund ihres Aussehens. „Menschenfeindliche Positionen lassen sich wie in der Gesamtbevölkerung auch in der Polizei feststellen“, zitiert die SZ die Studienautoren. Ein genauer Blick auf die Daten zeige jedoch, dass die Sicherheitskräfte dazu tendieren, zwei Minderheiten besonders abzuwerten: Muslime und Wohnungslose. Gründe konnten dafür noch nicht genannt werden, sollen aber genauer untersucht werden.
Die Häufigkeit von beobachteten Verletzungen der Dienstpflichten im Kollegenkreis sei zudem auf einem „bemerkenswert hohen Niveau“. Hinzu kommt: 42 Prozent der Befragten berichten von Sexismus, Ausgrenzung und rassistischen Äußerungen, die sie selbst beobachtet hätten. Etwa drei Viertel der Studienteilnehmer seien in den vergangenen zwölf Monaten selbst Opfer körperlicher Gewalt oder persönlicher Beleidigungen geworden.
Wie aussagekräftig ist die Studie?
Forschende befragten für die Studie mit dem Titel „Motivation, Einstellungen und Gewalt im Alltag von Polizeibeamten“ Polizisten aus fast allen Bundesländern und dem Bund zu ihren Erfahrungen und Weltanschauungen. Nur Hamburg und Baden-Württemberg verweigerten eine Kooperation.
Die Teilnahme an der Untersuchung variierte stark von Bundesland zu Bundesland. Der „Süddeutschen“ zufolge lag der niedrigste Wert im Vergleich zur Gesamtzahl der Beamten bei rund 6 Prozent, in der Spitze nahmen 33 Prozent der Polizisten eines Bundeslandes an der Studie teil. Der Durchschnitt habe bei etwa 16 Prozent gelegen.
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