Neuer Landessprecher

Kein Gegenkandidat: Mair erhielt nur 67,6 Prozent

Tirol
18.03.2023 13:38

Im Tiroler Telfs fand am Samstag vor rund 100 Mitgliedern die mit Spannung erwartete Landesversammlung der zuletzt krisengebeutelten oppositionellen Grünen statt. Der stark in der Kritik stehende Klubobmann Gebi Mair kandidierte dabei als einziger für die Position des Landessprechers und erhielt dabei nur 67,6 Prozent der Stimmen. In seiner „Bewerbungsrede“ im Vorfeld der Wahl warb er noch für „Vertrauen“ in ihn, statt einen „Denkzettel“ verpasst zu bekommen, der nichts besser mache.

„Vertrauen statt Denkzettel“ - dies müsse das Motto sein, so Mair in seiner teils emotionalen Rede. Gleichzeitig entschuldigte er sich für das schlechte Wahlergebnis bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr: „Es tut mir leid, dass nicht mehr möglich war. Und dass wir nicht so viel Junge überzeugt haben, wie wir wollten.“ Gleichzeitig dürfe man sich nicht in Streitereien ergehen und somit auch den Medien Munition liefern: „Ich wünsche mir ein Signal, dass sich die Grünen nicht spalten lassen.“ Man solle solidarisch sein, deshalb: „Ich bitte um eure Solidarität.“ Der 39-jährige Klubobmann bat eindringlich um Vertrauen in ihn - und zwar „in das, was ich kann und was ich nicht kann.“

Mair als „Herdenschutzhund“
Die Funktion des Landessprechers sei „eine undankbare Aufgabe mit kaum Macht.“ Er wolle für die Partei die Rolle eines „Herdenschutzhundes“ einnehmen, der umsichtig die Herde umsorge und auch mal belle. Mair räumte ein, dass es bei den Landes-Grünen in der Vergangenheit auch Konflikte gegeben habe und man durch schwere Zeiten gehe. Es gehe nun aber darum, sich „neu in die Grünen zu verlieben“ und die „Themenführerschaft aus der Opposition“ heraus zu schaffen. Zudem wolle man auch die Jungen wieder gewinnen und zu einer „grünen Jugendbewegung“ werden.

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Wir sind die einzige Kraft links der Mitte, die gegen die Verwüstung der Landschaft auftritt.

Gebi Mair

Letztlich wurde der Tiroler Grünen-Klubobmann von 67,6 Prozent der rund 100 anwesenden Mitglieder für drei Jahre zum neuen Landessprecher der Partei gewählt. Der 39-jährige Mair, bereits ein Partei-Urgestein, hatte keine Gegenkandidaten. 32,4 Prozent votierten dennoch gegen ihn.

Inhaltlich präsentierte Mair seine „Vision für Tirol“. Er stelle sich ein Land vor, etwa mit einem Öffi-Ticket für alle, landeseigene Resilienz was das Energiesystem betrifft, Elektrobusse und Windräder im ganzen Land sowie Heimat für Menschen aus aller Herren Länder „mit ihren Träumen“. Tirol solle ein Land „voller Chancen und Fairness“ sein. Und außerdem: „Wir sind die einzige Kraft links der Mitte, die gegen die Verwüstung der Landschaft auftritt.“

Mair ohne Gegenkandidat
Theoretisch hätte auch noch jemand bei der Landesversammlung - trotz Ablaufens der entsprechenden Bewerbungsfrist - seine Kandidatur für den Landessprecher-Posten anmelden und gegen Mair ins Rennen gehen können. Dies geschah jedoch wenig überraschend nicht. Zuletzt hatte es parteiintern konkrete Spekulationen über eine Last Minute-Kandidatur der Nationalratsabgeordneten Barbara Neßler gegeben. Diese winkte aber am Donnerstag gegenüber der APA dezidiert ab und gab an, Mair unterstützen zu wollen.

Mit der Wahl Mairs wurde die bisher bei der Landespartei stets praktizierte Trennung von Partei und Mandatsfunktion beendet. Bisher hatte der grüne Landessprecher - zuletzt war dies Christian Altenweisl, der nicht mehr kandidierte - kein politisches Mandat inne und war der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.

Von Regierung zurück in die Opposition
Nach der Landtagswahl im vergangenen Herbst mit Spitzenkandidat Mair waren die Grünen nach fast zehn Jahren Regierungsbeteiligung auf der Oppositionsbank gelandet. Bei der Wahl fuhr man ein Minus von 1,5 Prozentpunkten (Ergebnis: 9,2 Prozent) ein und musste den Verlust eines Mandates hinnehmen. Spätestens seitdem rumort es, auch teils öffentlich, gehörig. Mair sah sich zuletzt parteiintern auf Bezirksebene mit öffentlichem Gegenwind konfrontiert. Mangelnde Führungskompetenz, Kommunikation und Transparenz waren ihm vorgeworfen worden.

Noch mehr drunter und drüber geht es in Innsbruck. Dort ist Bürgermeister Georg Willi politisch schwer angeschlagen, zuletzt befand er sich wegen eines bekannt gewordenen Sondervertrages für die Ex-Personalamtsleiterin der Stadt im Fadenkreuz. Im vergangenen November hatten zudem drei Grün-Gemeinderäte für einen Paukenschlag gesorgt, waren aus der Fraktion ausgetreten und hatten einen eigenen Klub gegründet.

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