Minister Johannes Rauch (Grüne) will Studienplätze für „Systemerhalter“ reservieren. Bei der Medizin-Uni Innsbruck ist man hingegen skeptisch. Das Land Tirol geht mit einem Landärzte-Stipendium andere Wege.
Bei seinem Tirol-Besuch hatte Gesundheitsminister Johannes Rauch kürzlich aufhorchen lassen. Er kann sich vorstellen, eine gewisse Anzahl an Studienplätze für jene zu reservieren, die sich verpflichten, später im öffentlichen System zu arbeiten. Das soll gegen die wachsende Lücke bei Kassen- und Spitalsärzten helfen. Die Möglichkeit für das Belegen von Studienplätzen wurde im Vorjahr geschaffen. Das Bundesheer nutzt sie im Rahmen einer Leistungsvereinbarung mit der Med-Uni Wien.
Was bedeutet das rechtlich, wenn Absolventen danach doch nicht hier arbeiten wollen?
Vizerektor Wolfgang Prodinger
Theoretisch wäre so eine Vereinbarung auch mit der Medizin-Uni Innsbruck möglich. „Derzeit ist das aber nicht vorgesehen“, erläutert Vizerektor Wolfgang Prodinger. Die Abwicklung sei kompliziert, der Nutzen zu hinterfragen, meint Prodinger. „Das Ärzteproblem wird diese Idee nicht lösen“, ist er überzeugt, zumal nur maximal fünf Prozent der Studienplätze – in Tirol 15 bis 20 Plätze – im „öffentlichen Interesse“ reserviert werden können. Der Vizerektor gibt auch zu bedenken, dass die Festlegung auf einen bestimmten Arbeitsbereich schon zu Beginn des Studiums durchaus problematisch sein könne: „Was bedeutet das rechtlich, wenn Absolventen danach doch nicht hier arbeiten wollen?“
Die Koppelung von Ausbildungs- und Arbeitsplatz ist keine neue Idee. Von Burgenlands LH Hans Peter Doskozil bis ÖGK-Funktionär Andreas Huss reicht die Palette der Befürworter. Tirols Gesundheits-LR Cornelia Hagele (ÖVP) verweist auf die Tiroler Variante zum Ködern von Jungärzten. Wie berichtet, hat die neue Landesregierung Landarzt-Stipendien geschaffen. Die erste Ausschreibung hat gerade begonnen. Bis zu zehn Stipendien werden an Studierende vergeben, die danach zumindest fünf Jahre in Tirol bleiben. Ob dieses Mittel wirkt, wird man in einigen Jahren sehen.
Den größten Effekt beim Anwerben ortet Vizerektor Prodinger aber woanders: „Wenn Jungmediziner in die Praxis einsteigen, sind sie froh um jede Unterstützung. Dort kann man sie abholen.“
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