In Bad Goisern wurden Hotel-Appartements jahrelang als Hauptwohnsitze verkauft und von der Gemeinde akzeptiert. Weil aber nur eine touristische Nutzung erlaubt ist, stehen nun 133 Wohnungen vor einer Räumung.
Der Traum von den eigenen vier Wänden droht für Christoph Greifeneder und Irmtraud Niedermayr zum Albtraum zu werden. Vor fünf Jahren erwarb das Paar im Hotel Dachstein in Bad Goisern eines der 150 Appartements. Ein Investor hatte sie nach dem Konkurs der Bettenhochburg in den 1980er-Jahren und der oftmaligen Verkleinerung des Hotelbetriebs zum Verkauf angeboten.
„Nach vielen Jahren hatten wir endlich etwas Passendes für uns gefunden. Das ist im Salzkammergut nicht so einfach“, erinnert sich der 55-Jährige an 2018 zurück. Das Paar fühlte sich sofort wohl, plante, den Lebensabend in der Zwei-Zimmer-Wohnung zu verbringen. Es meldete die 52 Quadratmeter im fünften Stock auch wie vom Makler versprochen als Hauptwohnsitz an. Die Gemeinde genehmigte rasch alle Bescheide.
Tür an Tür mit Wohnungseigentümern aus Österreich, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Russland, Schweden oder Litauen genossen sie die Ruhe und das tolle Panorama. Vergangenes Jahr dann der Schock: Die Gemeinde informierte Greifeneder und weitere 132 Nachbarn über die Illegalität ihrer Wohnsitze. Vielmehr war von einer Delogierung die Rede.
Nur für touristische Zwecke gewidmet
Am Meldeamt wurde offenbar über viele Jahre übersehen, dass die Liegenschaft nur für touristische Zwecke gewidmet ist. Heißt: Die Appartements dürfen nur vermietet werden. Haupt- und Nebenwohnsitze sind unzulässig. Ihre Besitzer dürfen sich maximal ein paar Wochen im Jahr dort aufhalten. „Wenn ich jetzt verkaufe, bekomme ich maximal 150.000 Euro für eine Wohnung,. Neue Hauptwohnsitz-Wohnungen in Bad Goiserrn sind um die 300.000 Euro wert“, plagt Greifeneder die Ungewissheit.
100 Betroffene haben sich einen Anwalt genommen.
Christoph Greifeneder, Wohnungseigentümer im Hotel Dachstein
Einerseits würde er gerne weiter in sein Schmuckkästchen investieren, womöglich muss er aber bald für immer ausziehen. „Unser Anwalt ist nicht optimistisch“, sagt der Kellner. Die Gemeinde blitzte beim Land mit der Forderung nach einer nachträglichen Widmung ab. Ende März berät das Ortsparlament über die weitere Vorgehensweise.
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