Legende des Humors

Loriot ist tot: Vicco von Bülow wurde 87 Jahre alt

Adabei
23.08.2011 12:50
Vicco von Bülow, besser bekannt unter seinem Pseudonym Loriot und Vertreter des Humors mit der feinen Klinge, ist tot. Der Diogenes-Verlag bestätigte das Ableben des Autors, Regisseurs und Schauspielers, der zu Hause am Starnberger See "sanft entschlafen" sei. Er wurde 87 Jahre alt.

Er war der Grandseigneur der gehobenen Fernsehunterhaltung, prägend für eine endlose Reihe stets passgenauer Bonmots und Pate einer ganzen Generation von Freunden des trockenen Humors: Vicco von Bülow alias Loriot ist in der Nacht auf Dienstag im Alter von 87 Jahren in seiner Wahlheimat am Starnberger See an Altersschwäche gestorben.

Trauerfeier und Bestattung sollen im engsten Familienkreis stattfinden. Termin wurde keiner genannt: "Die Familie möchte dies nicht." Auch eine weitere Stellungnahme werde es nach Angaben des Verlags, der von der Familie gebeten worden sei, die Öffentlichkeit über den Tod des 87-Jährigen zu informieren, nicht geben.

Die Mission, den Deutschen ihren Humor nachzuweisen
Der am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geborene Vicco von Bülow war von Haus aus ein pedantischer Bildungsbürger und Spross einer Offiziersfamilie, der sich über seine eigene Gesellschaftsschicht lustig machen konnte - auch nicht gerade eine typisch deutsche Eigenschaft. Dabei hatte der "emeritierte preußische Spaßadler" allerdings auch gerne alles unter Kontrolle.

Der stets vornehme Herr mit adliger Abstammung und der Mission, den Deutschen ihren eigenen Humor nachzuweisen, schuf in fast 60 Schaffensjahren nichts weniger als Kult. Loriot hat legendäre Männer-Frauen-Dialoge geschrieben und den vielleicht bekanntesten Rentner und Lottomillionär der Fernsehgeschichte geschaffen - Erwin Lindemann (alias Heinz Meier), der seit 66 Jahren Rentner ist und mit seiner Tochter und dem Papst in Wuppertal eine Herrenboutique eröffnen will. Auch der Streit um das hartgekochte Frühstücksei mit dem Schlusssatz "Morgen bringe ich sie um!" ist TV-Kult geworden. Von "Wum und Wendelin" und Weihnachten bei Hoppenstedts ganz zu schweigen.

In die Fernsehgeschichte ist längst auch das sagenhafte Badewannen-Duell um eine Gummiente mit den beiden knollennasigen Akademikern Dr. Kloebner und Müller-Lüdenscheid eingegangen. Und Sprüche aus Loriot-Sketchen wie "Hildegard, warum sagen Sie denn nichts?" oder "Wo laufen sie denn?", "Früher war mehr Lametta" und das knappe und doch alles umfassende "Ach was!?" sind längst zu geflügelten Worten in der deutschen Umgangssprache geworden. Aber auch für Kleinsparer hatte Loriot immer und vielleicht wieder ganz aktuelle Finanztipps parat: "Ein 97-jähriger Angestellter kann mit 53 Kindern eine Steuerersparnis von 386.000 DM jährlich erzielen."

Begann als Karikaturist seine Karierre
Angefangen hatte von Bülow seine Karriere nach Notabitur und Kriegsdienst als Gebrauchsgrafiker, bevor er ab 1950 in Zeitschriften Karikaturen veröffentlichte. Dabei nutzte er das Pseudonym Loriot - die französische Bezeichnung für das Wappentier der Bülows, den Pirol. Inzwischen haben seine Cartoons nicht nur museale Weihen erhalten, sondern auch eine millionenfache Auflage erreicht.

Erfolg hatte Loriot auch mit Operninszenierungen und den Filmen "Ödipussi" und "Pappa ante portas". Seine Kurzfassung von Richard Wagners "Ring des Nibelungen" an einem Abend begeistert die Zuschauer immer wieder. Produktiv wie kaum ein anderer zeigte Loriot sein Können als Zeichner, Texter, Schauspieler, Autor, Bühnenbildner, Dirigent, Fernseh-, Kino- und Opernregisseur. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen die Goldene Kamera, der Karl-Valentin-Orden und der Bayerische Filmpreis.

Zeigte stets "allzu menschliche Dinge"
Ein nicht geringes Maß seiner Figuren steckte auch in ihm selber. "Ich zeige ja allzu menschliche Dinge, die wirklich jedem passieren und einen großen Wiedererkennungswert haben", meint Loriot einmal. Distanz und eine gute Beobachtungsgabe seien dafür unerlässlich. "Darüber hinaus muss man wach bleiben, nichts als selbstverständlich hinnehmen und sich über alles wundern."

Auch seine Ehefrau, mit der er seit 1951 verheiratet war und zwei Töchter hatte, habe ihm zu vielen Anregungen verholfen. Wichtiges Rezept: "Es wird in keinem meiner Filme irgendwo gelacht, nirgendwo", wie Loriot einmal in einem Gespräch betonte. "Lachen sollen die Zuschauer."

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(Bild: kmm)



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