10.000 Euro im Monat Einstiegsgehalt für Fachärzte in Burgenlands Spitälern. Davon können die Mediziner in Wien nur träumen. Wandern die so dringend benötigten Kräfte bald ab? Auch andere Bundesländer fürchten „Gehaltswettläufe“. Das Tauziehen um die Ärzte hat begonnen.
Der Ärztemangel ist in aller Munde. Erst am Montag berichteten wir über die weitere Einschränkung der OP-Kapazitäten in der Urologie der Klinik Favoriten aufgrund fehlender Anästhesisten. Zahlreiche angehende Mediziner verlassen nach Abschluss des Studiums das Land. Einer der Hauptgründe: die bessere Bezahlung.
140.000 Euro pro Jahr
Das Burgenland unter Hans Peter Doskozil prescht nun vor und erhöht die Gehälter für Spitalsärzte drastisch. 140.000 Euro im Jahr Bruttogage ist künftig das Einstiegsgehalt für Fachärzte in Burgenländischen Kliniken. Das sind 10.000 Euro pro Monat. Nach zehn Dienstjahren steigt die Vergütung auf 160.000 Euro, knapp vor Karriereende sind die Mediziner bei 200.000 Euro angelangt.
Wien hinkt nach
Klingt verlockend. Denn die Wiener Krankenhaus-Gehälter nehmen sich dazu eher bescheiden aus. Laut Wiener Gesundheitsverbund liegt die Einstiegsvergütung von Fachärzten bei rund 6800 Euro. Aufs Jahr gerechnet bedeutet das, dass Wiener Ärzte um mehr als ein Drittel weniger verdienen, als im Burgenland.
„Im Wiener Gesundheitsverbund erfolgt die Entlohnung nach dem Wiener Bedienstetengesetz. Wir können als Unternehmung der Stadt Wien eine Gehaltserhöhung nicht selbstständig beschließen beziehungsweise durchführen“, heißt es von einer Sprecherin. Die Frage, ob man befürchte, dass Ärzte nun ins Burgenland abwandern würden, wurde nicht beantwortet.
Bundesländer fürchten „Gehaltswettlauf“
Auch in anderen Bundesländern fürchtet man nun einen „Gehaltswettlauf“. So gab Gerhard Posch, Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark, zu bedenken: „Es ist schlichtweg so, dass das Land Steiermark und die KAGes einem jungen Facharzt beantworten werden müssen, warum er in Hartberg oder Fürstenfeld arbeiten soll, wenn er in Oberwart oder Güssing fast das Doppelte verdient für dieselbe Arbeit.“
„Brauchen ganzheitlichen Ansatz“
Die Landesspitze Oberösterreichs hält aber nichts davon, jetzt einen „Überbietungswettbewerb zwischen den Bundesländern“ zu starten: „Wer glaubt, die Lösung für die Herausforderungen im Gesundheitswesen finde sich in höheren Gehältern, liegt falsch. Es braucht einen ganzheitlichen Ansatz, der die Rahmenbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt im Blick hat“, sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer gegenüber der „Krone“.
Drastisch ist die Situation auch in Kärnten. „Der Mangel an Ärzten und Pflegepersonal ist eklatant. Ich schaue mindestens einmal die Woche auf die Kabeg-Homepage. Da sind im Schnitt 40 Arztstellen ausgeschrieben. Dabei sind oft manche Abteilungen, wo 13 Mediziner gesucht werden“, so Petra Preiss, Sprecherin der angestellten Ärzte in der Ärztekammer. Sollten Mediziner aufgrund besserer Bezahlung dann auch noch das Bundesland wechseln, könnte sich die Lage vielerorts noch verschärfen.
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