STAATSOPERN-KRITIK

Pariser Duftnote für Judäas Prinzessin „Salome“

Kultur
03.02.2023 15:27

Der Franzose Cyril Teste inszenierte an der Wiener Staatsoper Richard Strauss‘ „Salome“ mit der schwedischen Sopranistin Malin Byström in der Titelrolle: Konventionell, zahm und Video-verliebt!

Eine Duftnote für die Staatsoper? Eine Frage, die Opernfans lange in Atem hielt. Entwarf doch die Pariser Maison Francis Kurkdijan für Cyril Testes Staatsopern-Neuinszenierung von Richard Strauss’ „Salome“ das Parfüm, das zum Schleiertanz nun durch die Lüftungsanlagen in den Saal gesprüht wird.

Für Testes mit vielen Buhs bedachtes Regiekonzept waren Strauss’ und Oscar Wildes erotische Fantasien, der Hauch des Sensationellen und die Schwüle dieser Nacht des Todes offenbar nicht so wichtig. Seine steril kalte Inszenierung bleibt konventionell, bisslos zahm, ist frei von Erotik und perverser Dekadenz und wird von modischen Videozuspielungen über Camcorder überwuchert. Und in Valérie Gralls ödem Speisezimmerbild - fade die heutigen Kostüme Marie La Roccas - könnte man auch Konversationskomödie spielen.

Testes Einfall, die Figur Salomes zu verdoppeln, so das Kind Salome zu retten, geht immerhin auf: Reizvoll ist das Wechselspiel zwischen „Salome“ Malin Byström, der kleinen Salome (Jana Radda), und der kleinen Salome im Video (Anna Chesmova). Dass er diesen Tanz der Verführung ohne Schleier nur andeutet, nimmt der Legende die Symbolik des uralten Fruchtbarkeitstanzes für die babylonische Göttin Ischtar und das Durchschreiten der sieben Tore zur Unterwelt. Eine Idee, die Oscar Wilde besonders faszinierte. Auch dass Salome mit dem abgeschlagenen Haupt des Propheten Jochanaan sich auf Sexspiele mit dem Henker einzulassen bereit ist, macht den Schluss etwas trivial.

Philippe Jordan am Pult des hervorragend studierten Orchesters beschwört packende Dramatik und prachtvolle, nuancenreiche Momente. Malin Byström ist eine mit makellosem Sopran schön singende, bald frustrierte, bald besessene Salome, Wolfgang Koch - von der Regie allein gelassen - ein imponierender Prophet Jochanaan, Gerhard Siegel ein hysterisch flatternder Herodes, Michaela Schuster die lasziv verkommene Herodias, Daniel Jenz ein nobel verhaltener Narraboth, Patrizia Nolz der kühle Page. Ob auch diese „Salome“ Wien fünfzig Jahre erhalten bleibt?

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