Biennale Venedig

Wiener Gemeindebau am Canal Grande

Kultur
09.05.2025 14:03

Der Wiener Gemeindebau trifft bei der Architekturbiennale in Venedig auf Römische Platznot. Der gelungene Österreich-Beitrag zeigt das Thema Wohnen anhand der beiden europäischen Hauptstädte.

Ein wahres Liniengewirr ist die Grafik, die zeigt, wie viele Stellen in Wien helfen können, um Wohnraum zu finden. Sei es im Gemeindebau, im geförderten Wohnen, dank Genossenschaft oder auch privat. In Zeiten, in denen Wohnraum immer unleistbarer wird. 77 Prozent in der Zwei-Millionen-Stadt leben in Miete. Rekordwert.

Ganz anders schaut die Sache in Rom aus. Da gibt es keine „Mama“, sondern die Bürger der Stadt müssen selbst aktiv werden, um zu leistbarem Wohnraum zu kommen. Mit zivilgesellschaftlichem Widerstand und Selbstorganisation wird hier ums Dach über dem Kopf gekämpft. Bis zu 10.000 Menschen leben in besetzten Objekten. Wohl auch rekordverdächtig.

Die beiden Kapitalen stehen sich jetzt in Venedig auf der 19. Architektur-Biennale ab Samstag gegenüber. Die Symmetrie des Österreich-Pavillons von Josef Hoffmann auf dem Biennale-Gelände, den „Giardini“, ermöglicht es, Rom und Wien in jeweils einer Hälfte paritätisch zu präsentieren.

Lorenzo Romito, Sabine Pollak und Michael Obrist (v. li. n. re.) haben den spannenden Österreich-Beitrag kuratiert und laden im Hof zu Diskussionen.
Lorenzo Romito, Sabine Pollak und Michael Obrist (v. li. n. re.) haben den spannenden Österreich-Beitrag kuratiert und laden im Hof zu Diskussionen.(Bild: Labiennale.at/art: phalanx)
Begrünter Innenhof im Österreich-Pavillon in Venedig.
Begrünter Innenhof im Österreich-Pavillon in Venedig.(Bild: Hertha Hurnaus)
Roms Wohnungsnot und seine mutigen Bewohner haben im Österreich-Pavillon Platz gefunden.
Roms Wohnungsnot und seine mutigen Bewohner haben im Österreich-Pavillon Platz gefunden.(Bild: Hertha Hurnaus)
In Venedig erlebt man die Wohnbaugeschichte Wiens vom rosaroten Riesensofa aus.
In Venedig erlebt man die Wohnbaugeschichte Wiens vom rosaroten Riesensofa aus. (Bild: APA/HERTHA HURNAUS)

Michael Obrist und seine Architektenkollegen Lorenzo Romito und Sabine Pollak machen sich kuratorisch auf die Suche nach einem besseren Leben – „Better Living“ steht auch auf dem Ketten-Vorhang, durch den man den somit erfrischend binational geöffneten Länder-Pavillon betritt.

Biennale Venedig

  • Die 19. Architekturbiennale Venedig findet vom 10. Mai bis 23. November 2025 satt.
  • Die Biennale wird dieses Jahr von Carlo Ratti kuratiert und thematisiert die Zukunft des Bauens.
  • Den Beitrag im Österreich-Pavillon haben Lorenzo Romito, Sabine Pollak und Michael Obrist kuratiert.

Aus 500 Zollstäben zusammengebaut, steht im Rom-Flügel ein Modell des einen Kilometer langen, 1975 begonnenen Stahlbeton-Ungeheuers „Corviale“. Es gammelt bis heute als Mahnmal für gescheiterten Sozialbau an der römischen Peripherie vor sich hin. Zwischen den Holzstäben stecken 100 Karten, die von diversen Hausbesetzungen erzählen. An den Wänden rundherum dokumentieren sieben beeindruckende Beispiele, wie an eroberten Orten Gemeinschaftsprojekte wachsen konnten.

Rosarotes Riesensofa
Im Wiener Teil leuchtet ein rosarotes Riesensofa, inspiriert von einem Spielraum in Alt-Erlaa, vor einer Wien-Karte. Auf ihr sieht man in beeindruckender Menge die Gemeindebauten eingezeichnet. An den Seiten dokumentieren zahlreiche Infotafeln, Datengrafiken, Fotos und Kurzvideos die Wohnbauentwicklung Wiens von der Pionierarbeit des Roten Wien in den 1920er-Jahren bis hinauf in die Gegenwart. Vorbei etwa an Alt-Erlaa, Hausbesetzungsprojekten wie Arena und WUK oder Wohn-Modellen wie die Sargfabrik, hinauf zu den neuen Stadtentwicklungsgebieten, etwa Seestadt, Sonnwend- oder Nordbahnviertel. Der Innenhof mit seinem dem ursprünglichen Brunnen nachempfundenen Forum gehört den Diskussionen, dem Austausch und dem Voneinander-Lernen.

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