Nachdem ein 40-jähriger Türke eine syrische Familie über die Grenze geschleust hatte, lieferte er sich in der Südoststeiermark eine irre Verfolgungsjagd mit der Polizei. Als er auf eine Absperrung zuraste, mussten Beamte zur Seite springen. Beim Prozess am Freitag gestand der Schlepper die Tat und fasste 15 Monate Haft, davon fünf unbedingt, aus. Mehr Angst hat er aber offenbar vor den Hintermännern.
2022 war laut Innenministerium ein Rekordjahr, was Schlepperfestnahmen angeht, 687 Mal klickten in Österreich die Handschellen. Ein vergleichsweise kleiner Fisch ging der Polizei Ende August in der Südoststeiermark ins Netz. Die Polizei Halbenrain musste zu einer Fahndung ausrücken, nachdem ein Auto mit ausländischem Kennzeichen bei einer Tankstelle ohne zu bezahlen davongefahren war.
Auf Absperrung zugerast
Der Autolenker, ein 40-jähriger Türke, reagierte panisch als ihn die Polizei anhalten wollte und drückte aufs Gas. Es folgte eine irre Verfolgungsjagd, der Lenker versuchte mehrmals, die Polizei abzudrängen und war mit bis zu 180 km/h unterwegs. Als Polizisten nahe Bad Gleichenberg eine Straßensperre errichteten, raste der Türke auf diese zu - die Beamten mussten zur Seite springen, um nicht überfahren zu werden.
Als das Auto schließlich gestoppt werden konnte, stellte sich heraus, dass es sich um einen Schlepper handelte, der eine syrische Familie mit Kindern im Alter von vier bis 14 Jahren an Bord hatte.
Angst vor Schleppermafia
Am Freitag musste sich der Mann am Grazer Straflandesgericht wegen Schlepperei, Widerstand gegen Staatsgewalt und versuchter schwerer Körperverletzung verantworten. Der dreifache Familienvater, bislang völlig unbescholten und noch nie in Österreich gewesen, gab sich von Anfang an geständig. Was sein Anwalt aber zu Beginn auch gleich klarstellt: Näheres über die Hintermänner der Schlepperorganisation wird sein Mandant nicht sagen, er habe Angst um seine Familie.
„Habe keinen Cent gekriegt“
Drei Schlepperfahrten habe er gemacht, bei der letzten kam es dann zur Konfrontation mit der Polizei. Wie viel Geld er dafür bekommen habe, wollte Richter Hanspeter Draxler wissen. „Man hat mir versprochen, dass ich danach Geld kriege. Ich habe aber keinen Cent gesehen“, so der Angeklagte. „Und wie viel? 10 Euro, 10.000 Euro?“, bohrte der Richter nach - „Es war keine Summe vereinbart“. Wenig verwunderlich, dass der Richter dem keinen Glauben schenkte. Zumal es auch Chatprotokolle gibt, in denen von 5000 Euro die Rede war.
Der Schlepper fasst 15 Monate Haft aus, fünf davon unbedingt. Diese hat er inzwischen seit der Inhaftierung Ende August bereits abgesessen und wird nun entlassen - auf Bewährung.
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