Er ist ein Starautor made in Austria. Felix Mitterer, Schriftsteller mit Tiroler Wurzeln, geht sein Schaffen angesichts seines anstehenden 75. Geburtstages am 6. Februar offenbar gemächlicher an. „Ich bin jetzt einfach etwas älter“, sagte er im APA-Interview. Zugleich zeigte sich Mitterer aber froh darüber, dass es Leute um ihn herum gebe, „die keine Ruhe geben“. Ein Gespräch über bisheriges Wirken, eine mögliche Fortsetzung der „Piefke-Saga“ und den ewigen Bezug zu Tirol.
APA: Herr Mitterer, Ihr 75. Geburtstag steht vor der Tür. Rückblickend: Was war in Ihrer Karriere besonders wichtig, welche Meilensteine gab es?
Felix Mitterer: Da waren vor allem einmal die Tiroler Volksschauspiele in Telfs. Die waren sehr wichtig für mich, was das Theater, mein Schaffen an sich betrifft. Die Schauspieler Hans Brenner und Ruth Drexel waren für mich dabei maßgeblich und beeinflussten mich. Dort in Telfs habe ich eigentlich das Schreiben für das Theater gelernt. Dann war da natürlich der NDR - Norddeutsche Rundfunk, der die „Piefke-Saga“ in Auftrag gegeben hat. Man muss ja ehrlich sagen: Ich habe das damals alles gar nicht gekonnt, das Theater- und Drehbuchschreiben. Und die „Piefke-Saga“ habe ich an sich überhaupt nicht schreiben wollen.
Sie haben vor einiger Zeit auch von einem möglichen fünften Teil der „Piefke-Saga“, diesmal zur Ischgler Corona-Causa, gesprochen. Kommt dieser noch?
Das Drehbuch habe ich bereits fertig geschrieben. Es wird aber derzeit nicht verfilmt und liegt damit auf Eis. Das liegt aktuell vor allem daran, dass der ORF keinen deutschen Koproduzenten gefunden hat. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man an den Erfolg der ersten vier „Piefke-Saga“-Teile einfach so anschließen kann. Vieles ist schließlich bereits erzählt.
Aus welchem Grund wollten Sie das Drehbuch für die „Piefke-Saga“ damals in den 1980ern eigentlich nicht schreiben?
Ich denke, dass, wenn man zu tief in der Thematik drinnen steckt und auch direkt davon betroffen ist, man so etwas eigentlich gar nicht schreiben will. Der verstorbene Produzent Dieter Meichsner hat aber damals einfach keine Ruhe gegeben. Schlussendlich habe ich es dann doch gemacht. Danach verschwand das Drehbuch aber erst einmal in der Schublade, es war ja bereits Mitte der 1980er-Jahre fertig. Wegen Zufällen und glücklichen Umständen kam doch noch alles ans Tageslicht und wurde zu den ersten drei Teilen der „Piefke-Saga“.
Plötzlich war ich im ganzen großen deutschen Sprachraum bekannt. Normalerweise kennt ja niemand den Drehbuch-Autor.
Starautor Felix Mitterer
Haben Sie es eigentlich manchmal bereut, die „Piefke-Saga“ überhaupt verfasst zu haben, weil man Sie zu sehr mit dem verbindet? Immerhin ist diese ja in Ihrer Karriere für viele als absolutes Aushängeschild Ihres Schaffens hängengeblieben.
Nein, absolut nicht. Es war die absolut richtige Entscheidung, es zu tun. Ein größeres Glück wäre gar nicht möglich gewesen. Plötzlich war ich im ganzen großen deutschen Sprachraum bekannt. Normalerweise kennt ja niemand den Drehbuch-Autor. Auf einmal war ich bei Fernsehdiskussionen eingeladen. Das war nicht nur für mich, sondern für die Drehbuchschreiber an sich wichtig. Denn das Drehbuch für Filme wird ja generell sträflich unterschätzt. Das ist beim Theater anders: Dort ist man gleich einmal bekannt.
Gibt es einen Teil der „Piefke-Saga“, der Ihnen besonders wichtig ist?
Die ersten drei Teile waren ein regelrechter Publikumsmagnet. Beim vierten Teil hatte ich dann schließlich sehr viele Freiheiten: Er war quasi verfilmt, ohne dass das Drehbuch vorher von den Verantwortlichen gelesen wurde. Heute wären so ein Drehbuch und so ein Film nicht mehr möglich! Die Resonanz damals war jedenfalls nach der Ausstrahlung sehr ambivalent. Es gab auch sehr viel Ablehnung.
Sie haben bereits von den Tiroler Volksschauspielen gesprochen, die Sie maßgeblich geprägt haben. Wie sehen Sie deren aktuelle Entwicklung?
Ich bin bekanntlich mit dem neuen Intendanten Gregor Bloéb gut befreundet. Er ist der richtige Mann. Ich bin froh, dass er endlich in Telfs im Vorstand ist und in der Rolle als künstlerischer Leiter agiert. Bloéb, das darf man keinesfalls vergessen, war von Anfang an in Telfs als Schauspieler mit dabei, und er hat dort einige großartige Rollen gespielt. Seine Rückkehr in neuer Rolle bewerte ich sehr positiv.
Apropos Rückkehr bzw. besser Abkehr: Sie haben ja Tirol wegen der Tourismusabgabe mittlerweile wieder den Rücken gekehrt, leben in der Oststeiermark. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Tirol beschreiben, zu den Leuten, zu der Landschaft, zur Kultur?
In Tirol kam man auf die Idee, von mir Tourismusabgabe zu verlangen. Das tut kein anderes Bundesland. Der Autor der „Piefke-Saga“ kann einfach keine Tourismusabgabe zahlen. Das passt nicht zusammen. Deshalb bin ich weggegangen. Tirol ist mir dennoch wichtig. Ich glaube, es gibt keinen anderen Autor, der so viel über sein Land geschrieben hat wie ich. Ich habe etwa über Oswald von Wolkenstein geschrieben, über Andreas Hofer und auch über die Nazi-Zeit.
Was genau verbinden Sie mit Ihrem Heimatbundesland?
Tirol ist ein Grenzland, das von der Autobahn gepeinigt ist. Es ist natürlich auch ein Tourismusland. Dies habe ich von klein auf mitbekommen, in allen Facetten. Der Tourismus hat aus meiner Sicht zweifellos auch gute Seiten: Tirol war vorher ja sehr arm. Mit Tirol verbinde ich auch die Landschaft: Ich bin in der Nähe von Kitzbühel aufgewachsen und habe dort die Landschaft sehr genossen. Ich fühlte mich regelrecht gesegnet. Über 30 Jahre nach der „Piefke-Saga“ muss ich aber auch sagen: Ich habe damals eher untertrieben, denn übertrieben. Die Realität hat mein Schreiben längst eingeholt. Auch Hoteliers sagen das und behaupten, dass ich naiv war. In echt ist es viel schlimmer und ärger.
Herr Mitterer, wie schaut es mit den beruflichen Zukunftsplänen aus?
Es ist schon viel Zeit vergangen. Auf einmal bin ich schon fast 75 und damit etwas älter. Man mag da eigentlich nicht mehr so richtig. Aber es gibt Leute, die keine Ruhe geben. Daher gibt es natürlich anstehende Projekte. Ich schreibe etwa ein Stück über Franz Michael Felder, ein wunderbarer Schriftsteller, der leider ziemlich in Vergessenheit geraten ist. Dann gibt es noch etwas in Gutenstein in Niederösterreich, ein Stück über Ferdinand Raimund mit dem Schauspieler Johannes Krisch. Und nicht zuletzt schreibe ich auch etwas für die Tiroler Volksschauspiele in Telfs. Ich bin einer der Autoren bei dem Stück „7 Todsünden“, bei dem Gregor Blóeb Regie führt.
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