Doch nicht nur auf die genaue Erklärung der Diagnose und der sich daraus ergebenden bestmöglichen Therapiemaßnahmen haben Sie als Patient das verbriefte Recht. Sondern etwa auch auf eine Zweitmeinung, vorzeitige Entlassung, Kontakt zu Vertrauenspersonen und würdevolle Behandlung.
Dass gut aufgeklärte Patienten bessere Heilungschancen und sogar bei Krebs bessere Prognosen haben, die Behandlungsmaßnahmen konsequenter mittragen und sich sicherer fühlen, ist nicht nur logisch, sondern auch durch Studien belegbar. Es muss also im Interesse aller sein, Erkrankten medizinische Informationen verständlich näher zu bringen. Doch in der Praxis gestaltet sich das nicht immer ganz so einfach. Zeitmangel im Gesundheitsbereich, Missverständnisse und Angst der Patienten, genauer nachzufragen, verhindern bisweilen die ideale Aufklärung. Das ist aber Ihr dezidiertes Recht!
Persönlichkeitsrechte durchsetzen
Wussten Sie, dass ein Arztwechsel oder das Einholen einer Zweitmeinung innerhalb des Quartals auf Kassenkosten sehr wohl möglich ist, Sie dafür aber die E-Card freischalten lassen müssen? Oder, dass zu Ihren Persönlichkeitsrechten während Behandlung oder Pflege Einsicht in die Krankengeschichte, Geheimhaltung und Vertraulichkeit, ausreichende Besuchs- und Kontaktmöglichkeit zu nahestehenden Personen sowie religiöser und psychischer Beistand gehören? Kein Anspruch besteht hingegen auf Kassenübernahme von „Life-Style-Medizin“. Auch Komplimentär- und Alternativmedizin sind großteils Privatleistungen.
Das im Titel zitierte Recht auf „Wahrheit am Krankenbett“ bedeutet: Der Arzt muss über Verdachts- wie auch gesicherte Diagnose umfassend und verständlich aufklären. Einer Umfrage bei mehr als 200 Patientenorganisationen zufolge kennt ein Drittel der Teilnehmer ihre Rechte gar nicht, rund die Hälfte ist überzeugt, „nie und nimmer“ oder „nur schwer“ zu ihrem Patientenrecht zu kommen.
Die bestehenden Regelungen sind außerdem für juristische Laien nur schwer nachvollziehbar. „Betroffene Personen müssen verstehen, dass sie den Behandlungsprozess mitgestalten und positiv beeinflussen können. Dafür brauchen sie Informationen, die sich an der Patient Journey (Anm. der Red.: eine Bezeichnung für den Weg eines Patienten durch das Gesundheitssystem) orientieren“, so Dr. Iris Herscovici, Gründerin der Onlineplattform zu Gesundheitsfragen „selpers“ im Zuge einer Pressekonferenz.
Betroffene Personen müssen verstehen, dass sie den Behandlungsprozess mitgestalten und positiv beeinflussen können. Dafür brauchen sie Informationen, die sich an der Patient Journey orientieren.
Dr. Iris Herscovici, Gründerin der Onlineplattform zu Gesundheitsfragen „selpers“
Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger: „Alle Patienten müssen sich darauf verlassen können, dass bei jeder medizinisch notwendigen Maßnahme an Körper, Geist und an Seele der eigene Wille entscheidend ist und dass die Würde in jeder Situation bewahrt bleibt.“
Infos zu Sozialleistungen, Kur und Pflegegeld
Daher wurde nun in Zusammenarbeit von „selpers“ und den Verbänden PHARMIG (Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie) und FOPI (Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie) der neue Ratgeber „Ihr Recht als Patient:in - Von Diagnosestellung bis Nachsorge“ verfasst, der als Art Kompass durch das Thema führt. Gratis als download verfügbar.
Es werden auch aktuelle Infos zu Sozialleistungen, Pflegegeld, Berufsunfähigkeit, Anträge für Kur und Reha, Behindertenpass und vieles mehr samt Ansprechstellen aufgelistet. Unter Mitarbeit zahlreicher Experten (Juristen, Patientenvertreter, Kommunikationsstrategen und Grafikern für die bessere Übersicht) entstand damit eine verständliche, alltagstaugliche Lebenshilfe.
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