Große Koalition?

Elefantenrunde: Alle gegen alle und jeder für sich

Niederösterreich
25.01.2023 22:05

Vom Miteinander blieb nicht viel: Bei der Elefantenrunde von „Krone“ und Puls 24 schenkten sich die fünf Spitzenkandidaten kurz vor der Wahl nichts. Und auch die Analyse brachte ein klares Ergebnis: Die Zeichen stehen auf Große Koalition - wenn es der Wählerwille denn hergibt.

„Ich bitte um Verzeihung, dass Sie das mit anhören mussten“, erklärte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner nach einem Angriff von Udo Landbauer in der „Krone“-Elefantenrunde. Ganz so schlimme Worte, wie der Sager der Landeschefin mutmaßen lassen würde, fielen im Ostarrichisaal des St. Pöltner Landhauses aber nicht. Und das, obwohl es Landbauer schaffte, die „Klimafitness“ der Grünen-Chefin Helga Krismer infrage zu stellen, weil sie (mutmaßlich) Sneakers „made in China“ trug. Aber der Reihe nach.

Von der Teuerung bis hin zur akuten Energiekrise
Ihre Energie steckten alle Spitzenkandidaten zunächst in die Beantwortung der Fragen zur Teuerung. Mit der Debatte über die heftigen Preissteigerungen steigerte sich auch die Diskussionsfreudigkeit der Politiker. „Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Lebenshaltungskosten so hoch wie nie zuvor sind“, hielt die Landeschefin fest. Aus Sicht der anderen Kandidaten trägt sie daran aber auch Mitschuld. NEOS-Frontfrau Indra Collini warf Mikl-Leitner vor, dass manche Landsleute mehr Geld bekommen würden, als ihre Stromrechnung ausmachen würde. Stattdessen solle man dieses lieber in die Energiewende investieren.

Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären. Dabei waren sich die Kandidaten inhaltlich eigentlich fast erstaunlich einig. Eigentlich – denn Krismer stellte Landbauer als „Klimaleugner“ dar, auch über die Interpretation zweier Grafikschilder ließ sich trefflich streiten.

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Sie sind Landbauer, der Leugner. Sie sind eine einzige negative Energie. Ich will positive Energie im Land und für das Land!

Helga Krismer zum FPÖ-Kandidaten

Hitzige ORF-Debatte als emotionaler Höhepunkt
Richtig emotional wurde es dann beim Thema „ORF-Affäre“ - die „Krone“ berichtete mehrfach. Landbauer warf Mikl-Leitner wörtlich vor, sich den Wahlsieg im Jahr 2018 „durch eine Packelei“ mit dem damaligen Chefredakteur Robert Ziegler „erschlichen zu haben“. SPÖ-Chef Franz Schnabl verwies in seiner Kritik auf den Leiter der Untersuchungskommission, der wiederum ein Prüfungsergebnis prophezeie, „das den ORF erschüttern“ werde. Zudem sprach Schnabl von Treffen zwischen Ziegler und Mikl-Leitner, bei denen man ÖVP-freundliche Berichterstattung vereinbart habe. Die Landeshauptfrau wies das entschieden zurück. Das Hickhack werde hoffentlich mit der Wahl am 29. Jänner ein Ende haben, meinte sie.

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Der ORF-Skandal zeigt, dass die ÖVP durch den Erfolg der vergangenen Jahrzehnte überall ihre Finger im Spiel hat.

NEOS-Chefin Indra Collini

Wenig Verständnis zeigte Mikl-Leitner auch für die Angriffe der anderen Kandidatinnen. Unter Frauen gehöre sich so etwas nicht, so der unterschwellige Tenor. Dieses Argument brachte die Landeschefin auch im Zuge der Inseraten-Affäre. Sie kritisierte Collini dafür, die Entscheidungen unabhängiger Instanzen nicht anzuerkennen und damit auch Rechnungshofdirektorin Edith Goldeband anzupatzen.

Das „Miteinander“ war gestern
Die Abschlussfrage nach den Vorzügen der jeweiligen Spitzenkandidaten sorgte dann aber wieder für das viel zitierte (und kurz vergessene) Miteinander im Land. Landbauer attestierte Mikl-Leitner eine „lange politische“ Karriere und Durchhaltevermögen. Die Landeshauptfrau mag am privaten Schnabl dessen Erzählungen über seinen Enkel. Der Landesvize selbst schätzt Krismer für den Einsatz mit „offenem Visier“. Die Grüne und Landbauer verbindet nach Ansicht von Krismer die Liebe zum Skifahren. „Er ist noch immer da, trotz diverser Affären“, schloss sie an. Collini wurde wiederum von Krismer als „Energiebündel“ bezeichnet.

Die Analyse-Runde im Video:

Experten sehen Chancen für Große Koalition nach der Wahl
„Es steht viel auf dem Spiel!“ Kaum ein Sager von ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner war zuletzt häufiger zu hören. Umso auffälliger war, dass er bei der „Krone“-Elefantenrunde ganz fehlte. Ganz generell vermisste Uni-Professorin Kathrin Stainer-Hämmerle eine Schlussmobilisierung der ÖVP-Chefin. Emotional wurde Mikl-Leitner lediglich bei der ORF-Debatte, dem „wunden Punkt der ÖVP“.

Wie „Krone“-Chefredakteur Klaus Herrmann und „Salzburg Krone“-Chef Claus Pandí hält auch die Politologin ein Comeback der einst Großen Koalition in NÖ für möglich. „Ich sehe Chancen, dass man zu diesem Modell zurückkehrt“, meinte sie. So erklärten sich die Experten auch den eher zurückhaltenden Auftritt des SPÖ-Kandidaten Franz Schnabl. „Er war so zurückhaltend, weil er Landesvize bleiben will. Und das offenbar lieber unter Mikl-Leitner als unter Udo Landbauer“, erklärte Herrmann.

Daten & Fakten

  • Am kommenden Sonntag können 1.288.838 Wahlberechtigte in Niederösterreich über die zukünftige Zusammensetzung des Landtages abstimmen. Weil das Wahlrecht für Zweitwohnsitzer abgeschafft wurde, sind das um 97.518 Wahlberechtigte weniger als noch vor fünf Jahren.
  • ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne und NEOS treten landesweit zur Wahl an. MFG, KPÖ sowie die Liste Dein Ziel sind nur in einzelnen Wahlkreisen auf den Stimmzetteln zu finden.
  • Derzeit hält die ÖVP 29, die SPÖ 13, die FPÖ 7 Mandate. Grüne und NEOS haben jeweils drei Sitze im Landtag. Dazu kommt ein wilder Mandatar, der früher der FPÖ angehörte.

Wie wird die SPÖ abschneiden?
„Am spannendsten“, so war man sich in der Runde einig, werde der Wahlabend bei der SPÖ. „Ich erwarte, dass es ab Mitte nächster Woche zu einer Obfrau-Debatte in der Bundes-SPÖ kommt“, meinte Pandí. Trotz des erwartbar klaren Sieges der ÖVP sei die Wahl, in Hinblick auf die Bundespolitik, keinesfalls überschätzt.

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