Der Widerstand gegen die Pläne für ein Amazon-Verteilerzentrum in St. Valentin wächst. Die im September gegründete Bürgerinitiative sieht sehr viele Ungereimtheiten.
Wie passen ein klares Bekenntnis der Stadt zum fairen Handel, Klimabündnis und zu Bestrebungen für eine plastikfreie Gemeinde mit dem Versandgiganten Amazon zusammen? „Gar nicht“, meint Susanne Webersdorfer. Sie gründete im September 2022 die Bürgerinitiative „Nein zum geplanten Verteilerzentrum in St.…Valentin“. Mit ihrem Team hat sie ein großes Argumente-Paket gegen das geplante riesige Lager des Paket-Giganten geschnürt und eine gut laufende Online-Petition mit aktuell rund 1300 Unterschriften ins Leben gerufen.
Derzeit sehe ich beim Blick aus meinem Fenster noch Rehe herumlaufen, bald womöglich ein dreistöckiges Parkhaus von Amazon. Dann wäre auch mein um viel Geld umgebautes Haus nichts mehr wert.
Julia Karlseder, Anrainerin
Ziel ist es, durch steigenden Druck auf die Politiker die Bebauung von rund 53.000 Quadratmetern grüner Wiese im Ortsteil Neu-Thurnsdorf doch noch zu verhindern. Wie berichtet, fasste nach einer geheimen Abstimmung der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss für eine Umsetzung des Amazon-Projekts. „18 der 31 Gemeinderäte waren dafür. Wenn drei ihre Meinung ändern, haben wir unser Ziel erreicht“, gab sich Webersdorfer bei einer Bürger-Info vor rund 120 Besuchern kämpferisch.
Ich befürchte eine durchgehende Beleuchtung des Geländes in der Nacht. Der Verkehr würde auch stark zunehmen. Da die Westbahn in der Nähe ist, hätten wir dann gar keine Ruhe mehr. Es wäre ein Wahnsinn.
David Feichtinger, Anrainer
Scheitern könnte das Projekt unter anderem auch an der katholischen Kirche. Sie ist einer der vier Grundstückseigentümer. Bischof Alois Schwarz äußerte größte Bedenken, wertvolle Ackerböden für so ein Projekt aufzugeben. Zu den Grundbesitzern zählt auch die Stadt sowie ein VP-Gemeinderat.
Parkdeck für 362 Lieferfahrzeuge
Laut Widmung dürfen sich auf den Grundstücken nur „emissionsfreie Betriebe“ ansiedeln. Es ist fraglich, ob Amazon in diese Kategorie fällt. Laut der Bürgerinitiative ist ein Parkdeck für 362 Lieferfahrzeuge vorgesehen, die rund um die Uhr zu- und abfahren sollen.
Stadt wartet auf Unterlagen
Bürgermeisterin Kerstin Suchan-Mayr (SP), die aus Termingründen dem Info-Abend fernblieb, stellt klar: „Noch haben wir keine Unterlagen der Projektwerber erhalten. Wenn das der Fall ist, werden wir ganz klar definieren, was unsere Vorstellungen in Sachen Schutz von Anrainern, Klima- und Umwelt sind. Es muss auf jeden Fall ein Projekt sein, dass zur Stadt passt.“
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