Prozess um Mordversuch

Im Streit Küchenmesser durch die Türe gerammt

Dieses Messer rammte der Mann in die Tür.

(Bild: Krone KREATIV, Anja Richte.r zVg)

In einer Wiener Wohnung eskalierte der Streit unter einem türkischen Ehepaar. Mit voller Wucht durchstach der Mann die Türe mit einem Messer. Derart traumatisierende Ereignisse mit gewalttätigem Hintergrund müssen immer mehr Frauen in Österreich durchleben. Die Zahl der Femizide spricht Bände. Im nun verhandelten Fall ist das Urteil erstaunlich.

„Als ich den Ausdruck in seinen Augen sah, dachte ich mir, dass mein Leben jetzt zu Ende ist“, beschrieb die 43-Jährige die tragischen Momente, in denen ihr Ehemann und Vater des gemeinsamen Sohnes völlig ausrastete.

Es war der 30. Juli. Nach einem Streit um Geld holte der 44-Jährige ein Messer aus der Küche. Er drückte die Frau gegen die Wohnungstüre und schrie laut Staatsanwalt: „Ich stech dich ab!“ Dabei schwang ihr Ehemann das Messer, das in der Türe stecken blieb. Der fünfjährige Sohn versteckte sich verängstigt unter der Decke.

Als ich den Ausdruck in seinen Augen sah, dachte ich mir, dass mein Leben jetzt zu Ende ist.

Das 43-jährige Opfer über die Tat

Widersprüchliche Aussagen des Opfers
So weit, so schrecklich. Aber: Stach der Mann im Zuge einer Drohung auf die Türe ein? Wie Manfred Arbacher und Rudolf Mayer, die Anwälte des Angeklagten, anführten und sich dabei auf eine am Tatort protokollierte Aussage des Opfers stützten. Oder wollte der Türke mit dem Messer seine Frau töten, und sie konnte gerade noch ausweichen? Zumindest behauptete dies die 43-Jährige unter Eid im Wiener Landesgericht.

War es ein Mordversuch? Darüber diskutierten die Anwälte Manfred Arbacher und Rudolf Mayer in der Prozesspause mit Staatsanwalt Martin Ortner (v. li.).

(Bild: Anja Richter)

Geschworene folgten der Verteidigung
Die Geschworenen folgten der Verteidigung - es war kein Mordversuch. Verurteilt wurde der schmächtige Mann daher „nur“ wegen gefährlicher Drohung, Nötigung und Körperverletzung zu 14 Monaten Haft, zehn davon bedingt. Weil sich der gelernte Tischler seit der Tat in Untersuchungshaft befunden hatte, wurde er unmittelbar nach dem Urteil enthaftet und konnte nachhause gehen.