Gerhard Ströck kaufte jenes Haus in Kittsee, in dem vor 14 Generationen die Bäcker-Dynastie geboren wurde. Jetzt erstrahlt es in neuem Glanz: Auch der Holzbackofen glüht wieder.
Das altehrwürdige Haus am Joseph-Joachim-Platz Nummer 7 in Kittsee ist so etwas wie die Keimzelle des Familienunternehmens. In den 1850er-Jahren begann ein gewisser Johann Michael Hüttlinger als Bäckermeister in Kittsee zu arbeiten – zuerst als Leibeigener der Esterházys, später als selbstständiger Bäcker in diesen Gemäuern am Joseph-Joachim Platz. Seine Enkelinnen heirateten etwas später zwei Ströck-Brüder, die ebenfalls Bäcker wurden – die Ströck-Dynastie war geboren.
Gerhard Ströck ist mittlerweile der 14. Bäcker in der Familie, sein Sohn Philipp, der fünfzehnte. Bis 1968 gab es die Bäckerei Hüttlinger. Nach der Schließung blieb Ströcks Tante in dem Haus wohnhaft, sie verstarb 2017. Danach stand das Haus leer. „Meine Mutter ist im Dezember 2019 gestorben und in Kittsee begraben worden. Das war auch der Grund, warum wir am 4. Januar 2020 hier waren“, erzählt der Bäckermeister.
Kauf 2020
Die Sonne habe auf das Haus geschienen, als er und seine Frau Gabi vorbeigegangen seien, schildert er. „Wenig später hat es mir gehört“, so Ströck. Gekauft hatte er zwar Familiengeschichte - diese war aber ziemlich desolat. Sämtliche Gemäuer waren von Grund auf nass. Das meiste dementsprechend kaputt. Trotzdem haben er und seine Frau nicht aufgegeben. „Alles, was nicht zu Staub zerfallen ist, als wir es angegriffen haben, haben wir restaurieren lassen“, so Gabi Ströck.
Alles, was nicht zu Staub zerfallen ist, als wir es angegriffen haben, haben wir restaurieren lassen.
Gabriele Ströck
Dabei kam auch eine ganz besondere Malerei zu Tage. Unter vier Schichten Putz fand man nämlich Wandbilder, die von derselben Familie stammen dürften, die auch im Schloss Esterhazy die Wände verschönert haben. Auch diese Malereien wurden fachkundig wiederhergestellt. Genau wie sämtliche Bilder und Möbel, die man in dem Haus gefunden hatte. Auch die Dinge, die erneuert wurden, sind nicht wirklich neu. „Wir haben Firmen gesucht, die sich auf historische Baustoffe spezialisiert haben. Vieles stammt aus alten Zinshäusern aus Wien“, so Ströck. Den Plan, den oberen Stock zu vermieten, haben die Ströcks dann aufgegeben und sich eine Wohnung eingerichtet.
Im Untergeschoss wurde der alte Holzbackofen neu aufgesetzt. Jeden Freitag wird hier jetzt wieder Brot gebacken. Fertig sind die Ströcks mit ihrem Haus aber noch nicht. Im kommenden Jahr soll im Hof ein Veranstaltungssaal dazu gebaut werden. Mit einem kleinen Joseph-Joachim Museum. Denn in den vergangenen Jahren hat Ströck rund 50 Artefakte des weltberühmten Violinisten – der die Geschichte des Hauses ebenso prägte, weil er hier geboren wurde – angekauft.
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