Moral bei Russen sinkt

Selenskyj: „Wir sind bereit für den Frieden“

Ausland
14.11.2022 13:25

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Montag die jüngst wiedereroberte Stadt Cherson besucht. „Wir kommen voran“, sagte er vor Soldaten. „Wir sind bereit für den Frieden, Frieden für unser ganzes Land.“ Selenskyj bedankte sich bei der NATO und anderen Verbündeten für ihre Unterstützung im Kampf gegen Russland. Der Moral der moskautreuen Truppen dürfte die Niederlage in Cherson einen schweren Dämpfer verpasst haben.

Die Reaktionen der Bevölkerung auf die Ankunft der ukrainischen Truppen in Cherson sprächen für sich, sagte Selenskyj. „Ihre Reaktionen sind nicht gestellt“, betonte er. Seit Freitag begrüßen die Menschen in der Stadt die einrückenden ukrainischen Soldaten teils frenetisch. 

Mehr als 400 Kriegsverbrechen aufgedeckt
Nach Angaben Selenskyjs haben Ermittler in den zurückeroberten Teilen der Region Cherson bisher bereits mehr als 400 russische Kriegsverbrechen aufgedeckt. Es seien Leichen von Soldaten und Zivilisten gefunden worden. Weiter sagte er in seiner Video-Botschaft am Sonntag, es würden russische Soldaten und Söldner festgenommen. In 226 Ortschaften mit insgesamt über 100.000 Einwohnern sei der Rechtsstaat wiederhergestellt worden. Die Nachrichtenagentur Reuters sprach mit Anrainern, die die russische Besatzung erlebt haben. Ihren Berichten zufolge wurden Zivilisten getötet und verschleppt. Russland weist solche Vorwürfe zurück.

Das ukrainische Verteidigungsministerium teilte am Sonntagabend mit, in den vergangenen Tagen seien 179 Ortschaften und 4500 Quadratkilometer entlang der Küste des Dnipro im Süden des Landes zurückerobert worden. Der Generalstab erklärte, im Osten in Lukansk und Donezk würden die schweren Kämpfe fortgesetzt. In beiden Regionen seien in den vergangenen 24 Stunden mehrere russische Angriffe abgewehrt worden.

Die russischen Streitkräfte hatten sich zuvor auf das östliche Ufer des Flusses Dnipro zurückgezogen. Es war die bisher schwerste Niederlage für Russland seit Beginn des Angriffskriegs am 24. Februar. Cherson ist eine von vier ukrainischen Regionen, die die Regierung in Moskau völkerrechtswidrig annektiert und zum Teil des Staatsgebiets der Russischen Föderation erklärt hat. Den moskautreuen Streitkräften hat der Rückschlag in Cherson einen Dämpfer verpasst, es gibt zahlreiche Berichte, die erahnen lassen, dass es um die Moral bei den russischen Soldaten schlecht bestellt ist.

Winter mindert Moral weiter
Die teils jetzt schon herrschenden Winterbedingungen mit mehr Regen und starken Winden sowie Schneefall würden die ohnehin schon niedrige Moral der russischen Streitkräfte vor zusätzliche Herausforderungen stellen, erklärte das britische Verteidigungsministerium am Montag (siehe Video oben).

Das kalte Wetter führe außerdem zu Kälteverletzungen und bedeute auch Probleme für die Wartung der Ausrüstung. „Grundübungen wie die Waffenreinigung müssen den Gegebenheiten angepasst werden, und das Risiko von Waffenfehlfunktionen steigt“, hieß es in London. Gleichzeitig betonte das Ministerium, dass auch ukrainische Soldaten von den Konditionen betroffen seien.

UNO-Hilfskonvoi erreicht Cherson
Indes hat am Montag ein erster humanitärer UN-Konvoi hat am Montag die Menschen in der Großstadt Cherson erreicht. An Bord waren unter anderem Nahrungsmittel, Trinkwasser, Hygieneartikel, Küchenutensilien sowie Bettzeug, warme Decken und Solarlampen, wie das UN-Nothilfebüro OCHA in Genf berichtete. Insgesamt seien mehr als 6000 Menschen versorgt worden. Eine Klinik erhalte Medikamente und Material zur Behandlung von mehr als 1000 Patienten. Nach ukrainischen Angaben sind noch etwa 80.000 von ehemals rund 280.000 Einwohner in der Stadt.

Es war der erste UN-Konvoi, der die Menschen in Cherson erreichte, seit Russland die Stadt Anfang März überfallen und eingenommen hat. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind Wasser und Strom in Cherson knapp, auf Märkten fehlt es an Nahrungsmitteln und Krankenhäuser und Ärztepraxen haben nicht genügend Medikamente. Weitere Konvois seien für die nächsten Tage geplant. In anderen bereits früher befreiten Dörfer in der Nähe hätten in den vergangenen Wochen bereits mehr als 12.000 Menschen humanitäre Unterstützung bekommen.

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