Gefährliche Rettung

300-Meter-Sturz drohte: „Baum hat Gott gepflanzt“

(Bild: Bergrettung Steyr-Losenstein)

Am Schieferstein in Reichraming stürzte ein 77-Jähriger 150 Meter ab und blieb am einzigen Stamm weit und breit hängen. Doch damit alleine war er noch nicht gerettet - dazu brauchte es das gute Gehör eines Bauern und die „Sturheit“ der Bergretter.

„Der liebe Gott hat ihn noch nicht gewollt!“ – sind sich die Einsatzkräfte nach einer der aufwendigsten und gefährlichsten Rettungsaktionen sicher. Dass ein 77-Jähriger aus Thalheim bei Wels noch lebt, verdankt er einem Baum, dem Gehör eines Reichraminger Bauern und der Beharrlichkeit der Bergretter aus Steyr-Losenstein.

Der Pensionist hatte beim Abstieg vom Schieferstein einen Fotostopp eingelegt und war ausgerutscht: 150 Meter weit ging es steil bergab über Steine und feuchtes Gras. „Den hat es so richtig durchgewuzelt“, sagt Bergretter Simon Sonnleitner, der am frühen Abend von einem Bauern unterhalb der Absturzstelle einen Anruf bekommen hatte: „Ich glaube, ich habe einen Hilferuf gehört.“

(Bild: Bergrettung Steyr-Losenstein)

Die Helfer brachen auf, suchten auch gemeinsam mit Rettungshelikopter „Martin 3“. Anfangs war nichts zu entdecken, es galt auch niemand als vermisst und es gab keine Rufe mehr. „Dann sah die Heli-Besatzung aber eine Schleifspur“, berichtet Sonnleitner. Trotz Steinschlags seilte sich ein Team ab, fand aber wieder nichts. Man wollte schon einpacken, als man sich entschloss, nochmal etwas weiter seitlich zu suchen: „20 Meter entfernt fanden wir ihn tatsächlich“, erinnert sich Sonnleitner. Der Schwerverletzte hing schon seit mehr als zwei Stunden am einzigen Baum weit und breit, hinter ihm ging es 300 Meter bergab, teils senkrecht. „Den Baum hat Gott für ihn gepflanzt“, sagen Retter – 60 Mann von Polizei, Rettung, Feuerwehr und Bergrettung waren oben.

Da es finster wurde, mussten die Retter das Opfer 300 Meter abseilen – „das war auch für uns gefährlich“ –, um ihn zum Notarzt zu bringen. Der Thalheimer kam ins Steyrer Spital, dort traf ihn Sonnleitner wieder: „Er dürfte es so weit gut überstanden haben.“