Weiß- und Rotweine

Wie der Weinanbau im Walgau wiederbelebt wird

Vorarlberg
29.09.2022 11:40

Nach langer Durststrecke haben die Walgau-Winzer die Tradition des Weinanbaus wieder auferstehen lassen. Ein guter Tropfen Grüner Veltliner oder Zweigelt ist jetzt auch aus der Region zu haben.

An einem der wenigen sonnigen Herbsttage, die es heuer bisher gab, ist Robert Gohm gemeinsam mit einigen Helfern zeitig am Morgen am Werk. Auf einer Anhöhe bei Bludesch gedeihen auf rund 2000 Quadratmetern vier verschiedene Rebsorten: Müller-Thurgau und Zweigelt sind die Hauptsorten, dann gibt es noch Neuburger und Grünen Veltliner. „Historisch betrachtet hat der Weinbau hier eine lange Tradition“, weiß Gohm.

Weinanbau erstmals im 9. Jahrhundert
Bereits im Jahr 832 wird Weinbau in Bludesch das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Hochblüte dürfte im 15. Jahrhundert erreicht worden sein - das Klima war damals ideal. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts waren die Hänge im Walgau vielerorts mit Wein bepflanzt. Doch Klimaverschlechterung, Rebkrankheiten, Missernten, Importe aus dem Ausland sowie bessere Erwerbsquellen im aufkommenden Industriegewerbe brachten den Weinbau bis 1910 endgültig zum Erliegen. Die „Walgau-Winzer“, das sind Robert Gohm und sein Bruder Dietmar sowie Raimund Dünser, haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Tradition neu zu beleben.

Ideal wäre trockenes Herbstwetter
Im Jahr 2008 pachteten die drei Hobbywinzer den damals noch verwilderten Weinberg bei Bludesch und pflegen und bewirtschaften diesen sowie eine Reihe kleinerer Weingärten in Blumenegg bis heute voller Leidenschaft. Mitte September beginnt für gewöhnlich die Weinlese, als erstes werden die Müller-Thurgau-Trauben geerntet. Danach ist der Grüne Veltliner an der Reihe, gefolgt von anderen weißen Rebsorten, die auf weiteren Flächen in Düns und Röns gedeihen. Im Oktober sollten die Trauben des Zweigelt ihre Reife erreicht haben.

„Ideal wäre trockenes Herbstwetter, viel Regen steigert die Gefahr von Fäule“, sagt Robert Gohm. Der Anbau von Rotwein ist in unseren Breitengraden besonders anspruchsvoll, da dieser viel Herbstsonne verlangt. Immerhin sind die Rebstöcke der Walgau-Winzer heuer vor Hagel und Unwetter verschont geblieben. Fast täglich führen die ambitionierten Oberländer in den Weinbergen Kontrollen in Sachen Reife durch. Die Trockenheit im Frühjahr und im Sommer hat den Rebstöcken nicht geschadet, berichtet Gohm. Die Lese habe dadurch sogar früher beginnen können als sonst. Er glaubt, dass 2022 ein gutes Jahr wird - sowohl was Qualität als auch Quantität betrifft.

Bei der Lese helfen Familie, Freunde und Bekannte. Denn wenn die Trauben den optimalen Reifegrad erreicht haben, werden alle Hände gebraucht. Alleine am Weinberg nahe des Jordan-Schlössles sind rund 1200 Rebstöcke zu betreuen. Mit der Lese ist die Arbeit natürlich längst noch nicht getan. Zu Hause in Düns wird die Ernte gepresst: Der weiße Traubensaft wird mit Hefe versetzt, um die Gärung einzuleiten.

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Die Winzerei ist eine Tätigkeit, die einen das ganze Jahr über auf Trab hält

Robert Gohm

Regelmäßige Kontrollgänge in den Keller. Bis er in Flaschen abgefüllt werden kann, müssen die Winzer die Temperatur in den Gärkellern regelmäßig kontrollieren. Der Rotwein gelangt erst in die Presse, wenn die Maische vergoren ist und sich Farb- und Gerbstoffe aus der Schale lösen konnten. Danach kommt der Rote für ein Jahr ins Holzfass. „Die Winzerei ist eine Tätigkeit, die einen das ganze Jahr über auf Trab hält“, merkt Gohm an. Sein Hobby ist für ihn längst zu einer Art Berufung geworden. Als Quereinsteiger in das Metier hat er vorab Weinbau- und Kellertechnikkurse besucht, Fachbücher gewälzt und Kontakte zu anderen Winzern geknüpft. Manch weiteres Know-how kam und kommt durch Erfahrung sowie „Learning by doing“. Dass die Walgau-Winzer mit ihren edlen Tropfen durchaus mit jenen aus traditionellen Weingebieten im Osten mithalten können, ist mittlerweile schwarz auf weiß belegt. Das Feinschmecker-Magazin „Falstaff“ hat die Weine mit 88 beziehungsweise 89 Punkten ausgezeichnet.

Der Wein aus dem Ländle habe seinen eigenen Geschmack, betont Gohm: „Den Unterschied macht der Boden. Wir haben hier eine andere Mineralik, zudem sind die Böden kalkhaltiger und haben mehr Humus.“ All das sowie die Arbeit und Sorgfalt der Winzer macht schlussendlich den Wein.

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