Schönste Wanderrouten

Architektur geformt vom Leben im Tal

Vorarlberg
23.09.2022 14:55

Ein entspannter Rundgang durch Gortipohl gewährt Einblicke in ein kulturhistorisches Kapitel der Talschaft Montafon.

Wer einen gemütlichen Spaziergang mit einem Stück Natur- oder Kulturgeschichte verbinden möchte, der kann dies auf einem der zahlreichen Themenwege im ganzen Land tun. Auch in der kleinen Ortschaft Gortipohl im Monatfon gibt es solche (Kreuzweg, Gaglaweg, Montafonerhausweg usw.).

Das Montafonerhaus und seine Eigenarten
Bei einer entspannten Runde ums Dorf hat man die Möglichkeit, sich mit der typischen Architektur des Montanfons auseinanderzusetzen. Denn das Montafonerhaus ist wie der Dialekt eine Eigenheit der Talschaft. Vom 15. bis ins 20. Jahrhundert wurden Wohnhäuser bevorzugt in der charakteristischen Stein-Holz-Mischbauweise errichtet. Diese entwickelte sich aus dem rätoromanischen Steinhaus, welches seinen Ursprung in Graubünden hatte, sowie dem hölzernen Walserhaus aus dem schweizerischen Wallis.

Leicht erkennbar ist das Montafonerhaus an dem starken Kontrast zwischen den weiß getünchten Mauern und den schwarz-braunen Holzwänden. Die Giebel sind gewöhnlich in Richtung Tal ausgerichtet, wodurch bei Regen das vom Dach abrinnende Wasser am Boden parallel zu den Traufseiten talwärts fließt und nicht in das Gebäude eindringt. Das Dach ist mit 23 bis 25 Grad Neigung vergleichsweise flach. Grund dafür ist, dass der Schnee im Winter eine isolierende Schicht bilden und nicht als Dachlawine abrutschen soll. Daher auch die Bezeichnung Schneedach.

Ursprünglich wurden dafür mehreren Lagen Schindeln aus Fichtenholz verwendet. Da diese jedoch relativ schnell verwittern, setzte man später vor allem auf Lärchenholz. Mittlerweile sind viele Dächer aus Zeit und Kostengründen mit modernen Materialien gedeckt. Beim Montafonerhaus lassen sich grundsätzlich zwei Grundtypen unterscheiden, je nachdem, wo sich die Eingangstür befindet. Bei Typ I liegt diese in der zum Tal gewandten Seite, bei Typ II befindet sich der Eingang seitlich an der windgeschützten Traufseite.

Herzstück des Montafonerhauses ist die Stube; es ist der hellste, wärmste und dekorativste Raum der Wohnstatt. Decken und Wände wurden oft kunstvoll mit Holz getäfelt. Typisch sind die Fensterecke, der „Hergottswinkel“ mit Kruzifix sowie eine Eckbank samt Montafonertisch. Dieser stellt durch aufwändige Intarsienarbeiten und der integrierten Schieferplatte - für Notizen bei Abrechnungen oder Kartenspielen - ein besonders schmuckvolles Möbelstück dar. Ein Kachelofen samt sorgte für Wärme und wurde gleichzeitig zum Dörren von Obst verwendet. Die Kuschbank direkt am Ofen wurde gerne für Mittagschläfchen genutzt.

Infos zur Wanderung

Typ: gemütlicher Rundgang
Dauer: rund eine Stunde
Ausgangspunkt: Kirche Hl. Nikolaus in Gortipohl
Ausrüstung: Laufschuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung, eventuell Getränk
Besonderheiten: Montafonerhaus, Balbierwasserfall, großer Kinderspielplatz samt Grillstelle
Einkehrmöglichkeiten: mehrere Gasthäuser/Hotels in Gortipohl und Umgebung, beispielsweise Gasthaus Muntafuner Stöbli (ab 11 Uhr, Di Ruhetag), Hotel Restaurant Traube
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 85W von Bahnhof Schruns bis Gortipohl

Das typische Montafonerhaus verfügte meist über einen natürlichen Erdkeller. In der feuchtkühlen Dunkelheit wurden Käse, Kartoffeln, Kraut und anderes mehr über den Winter eingelagert. Der Kellerraum wurde entweder aus Trockensteinmauern oder gemörtelten Steinmauern gebaut, die besonders atmungsaktiv sind und die Holzkonstruktion des Hauses so vor Bodenfeuchtigkeit bewahren. Die Bauweise des Montafonerhauses war somit perfekt an das bäuerliche Leben in der Talschaft angepasst. Heute haben modernere Bauten viele der traditionellen Gebäude verdrängt, aber einige sind noch erhalten und somit Zeugen eines Stücks Kulturgeschichte.

Rundweg mit Abstecher zum Naturschauspiel
Für eine Rundtour durch Gortipohl startet man am besten bei der Kirche Hl. Nikolaus und geht ein Stück weit taleinwärts an der Mittelschule vorbei bis man zur Hauptstraße gelangt. Nun folgt man links der Straße und nach rund 200 Metern wird wiederum links auf die Wiese abgebogen bis zum nächsten Wanderwegweiser. Hier folgt man dem Wiesenweg in Richtung Außergant. Nachdem der zweite Bach überquert wurde, gelangt man bald zur Pestkapelle. Von dort sind es nur 15 Minuten retour bis zur Kirche.

Empfehlenswert ist noch ein Abstecher zum 17 Meter hohen Balbierwasserfall. Dafür ist allerdings ein kurze Anstieg in Kauf zu nehmen. Durch das eindrückliche Naturschauspiel werden die Mühen aber entlohnt. Auf dem Weg zum Wasserfall befindet sich zudem ein schöner Spielplatz mit Grillstelle.

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