„Krone“-Elefantenrunde

Kandidaten-Auftritt: Erschreckend bis sympathisch

Tirol
23.09.2022 12:00

Klartext wurde im Vorfeld versprochen, Klartext wurde wenige Tage vor der Tiroler Landtagswahl auch geliefert: Durchaus angriffig diskutierten die Spitzenkandidaten am Mittwoch im „Krone“-Studio die heißesten Themen. Wie präsentierten sich die Parteichefs dabei? Der Tiroler Politik- und Kommunikationsexperte Peter Plaikner im „Krone“-Interview.

„Krone“: Herr Plaikner, wie war Ihr Eindruck von der „Krone“-Elefantenrunde?
Peter Plaikner: Sie war deutlich lebhafter und kommunikativer - auch zwischen den Kandidaten - als die vorhergegangenen TV-Diskussionen. Es wurde mehr aufeinander eingegangen - und auch eingehackt. Zum Format selbst: Dass sich die Kandidaten gegenseitig Fragen stellen konnten, fand ich sehr spannend. Denn das verrät viel - sowohl über den Fragesteller, als auch über den Antwortengeber. Es verrät mir, welchen Charakter ich hinter den Politikern vermuten darf, und das war für mich der aufschlussreichste Teil.

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Anton Mattle war für all jene, die ihn zum ersten Mal gesehen haben, eine herbe Enttäuschung. Für alle anderen dürfte sich der schlechte Eindruck noch verstärkt haben.

Peter Plaikner

Wie haben sich die einzelnen Kandidaten geschlagen?
Anton Mattle war für all jene, die ihn zum ersten Mal gesehen haben, eine herbe Enttäuschung. Für alle anderen dürfte sich der schlechte Eindruck noch verstärkt haben. Man merkt: TV-Formate sind nicht das Seine. Er wirkte schablonenhaft und - erschreckend - vom Auftreten her wie der Vertreter einer Kleinpartei. Man musste sich die Frage stellen: Hat er die Statur für einen Landeshauptmann? Georg Dornauer gab sich staatsmännisch, er präsentierte den „gewandelten Schorsch“, der aus seinen Fettnäpfchen gelernt hat. Gebi Mair war dazu der Kontrast: Im T-Shirt unter dem Sakko gab er sich wie ein Oppositionspolitiker. Er versuchte zu verwischen, dass er als Klubchef quasi ein verlängerter Arm der Landesregierung war.

Die anderen haben ihn aber stetig daran erinnert.
Das ist natürlich auch richtig so.

Welche Gedanken haben Sie zu Markus Abwerzger? Er führte eine mögliche Spekulation der Tiwag/Tigas ins Treffen. Außerdem berichtete er davon, dass die Bauernzeitung trotz Spendenannahmeverbot für Josef Geisler wirbt. Wie sehr hat das Mattle geschadet bzw. Abwerzger genützt?
Nicht besonders. Parteienfinanzierung ist ein Eliten-Thema, das überschätzt wird, die Menschen denken da nicht so viel darüber nach. Was die Tiwag/Tigas betrifft: Das Thema ist mittlerweile in dermaßen vielen Details erörtert worden, dass die Leute gar nicht mehr mitkommen. Es ist ja auch ein hoch kompliziertes Thema. Mattle ist sehr firm beim Thema Energie, doch er überschätzt die Aufnahmefähigkeit der Bürger. Wer weiß denn überhaupt, was eine Terawattstunde ist?

Zu Abwerzger: Er war der Angriffigste, wie es zu erwarten war. Gefühlt auch der mit der längsten Redezeit. Dem irrealen, aber plakatierten eigenen Anspruch vom Landeshauptmann hat jedoch auch er mit diesem Auftritt nicht entsprochen. Dazu wirkte er zu wenig integrativ und konstruktiv.

Welchen Eindruck haben Andrea Haselwanter-Schneider und Dominik Oberhofer bei Ihnen hinterlassen?
Haselwanter-Schneider punktet mit Sympathie, und zwar nicht nur, weil sie die einzige Frau in der Runde ist. Sie kommt authentisch rüber und überzeugt mit Normalität, obwohl sie sicher nicht den ersten Platz für Rhetorik bekäme, doch sie ist einfach sympathisch.

Bei Dominik Oberhofer bin ich zwiespältig. Einerseits hatte er für den Vertreter einer Kleinpartei einen durchaus bemerkenswerten Auftritt, wie ein Fisch im Wasser, man merkt: Er mag das. Andererseits frage ich mich immer: Wie sehr wird er mit den NEOS identifiziert? Im Vergleich zu Matthias Strolz und Beate Meinl-Reisinger wirkt er komplett anders. Er versucht, ein Angebot für ÖVP-Wähler aus dem touristischen Bereich zu sein, das hat man beim Thema Stromrechnung gemerkt.

Kurz vor der Wahl sind alle Fraktionen für Windräder und alle für eine gläserne Parteikasse. Überrascht?
Ja. Aber das ist typisch vor der Wahl und auch den Daten aus Umfragen, die ja alle haben, geschuldet: Die Bevölkerung denkt in Sachen Windräder pragmatisch. Auch wurde anfangs wenig über Windräder nachgedacht: Sind denn Seilbahnen schöner als Windräder? Nein, die sind mindestens genauso hässlich. Die gläserne Parteikasse hat mich durchaus überrascht. Aber dass alle in einer TV–Diskussion dafür sind, könnte auch daran liegen, dass man nicht wirklich daran glaubt, dass es im Landtag dann auch so umgesetzt wird. Wer lässt sich schon gern in seine Bücher schauen? Es könnte auch ein Lippen- bzw. Taferlbekenntnis sein.

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