„Richtig einordnen“

So erklärt Fiaker das „Schockvideo“ aus Wien

Wien
09.09.2022 14:05

Das Video eines nach einem Sturz am Boden liegenden Fiakerpferdes hat für ein großes Echo gesorgt. Für Beobachter ein dramatischer Anblick, denn das Tier strampelt kurz mit den Beinen, ehe es nahezu regungslos auf der Straße liegen bleibt. Im Beisein von zwei Kutschern gelingt es dem Pferd schließlich aufzustehen. Für den Branchenvertreter der Wiener Qualitätsfiaker spiegeln die Szenen jedoch wider, wie in einem derartigen Fall reagiert werden soll.

„Ja, für einen Außenstehenden schauen diese Szenen natürlich sehr dramatisch aus“, erklärt Marco Pollandt am Freitag im Gespräch mit krone.at. Bei dem betroffenen Pferd handelt es sich um eines seiner Tiere. Dieses war im Juli auf dem Asphalt der Rotenturmstraße in Wien ausgerutscht und hingefallen, blieb schlussendlich neben seinem Artgenossen und in die Kutsche gespannt liegen.

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Ich verstehe, dass diese Bilder für einen Laien erschütternd wirken, jedoch sollte man diesen Vorfall richtig einordnen.

Marco Pollandt

„Auch Pferde stürzen“
„Ich verstehe, dass diese Bilder für einen Laien erschütternd wirken, jedoch sollte man diesen Vorfall richtig einordnen! Menschen stürzen bei der Arbeit oder in der Freizeit, verletzen sich gegebenenfalls genauso wie alle anderen Tiere auch. Das ist halt ein gewohnteres Bild“, räumt der ausgebildete Fiaker und Sprecher der Initiative Fiaker.info ein. Doch auch Pferde würden gelegentlich stürzen, „egal ob auf der Weide oder vor der Kutsche. Dies ist eben nichts Ungewöhnliches“, so Pollandt.

„Als der zweite Kutscher den Riemen (der mit der Kutsche verbunden ist, Anm.) öffnet, steht das Pferd kurz darauf von selbst auf“, erklärt er. Doch warum bleibt der andere Kutscher sitzen und benötigt überhaupt die Hilfe eines zweiten Berufskollegen? „Der Kutscher darf nicht vom Kutschbock absteigen“, so Pollandt. Und was wäre passiert, wenn kein weiterer Kutscher in der Nähe gewesen wäre? „Für solche Fälle haben wir eine Bereitschaft, einen Journaldienst“, erklärt der Fiaker. Hilfe könne in 25 bis 30 Minuten vor Ort sein.

„Paradebeispiel, wie man sich verhalten soll“
Das Pferd habe jedenfalls „keinen Kratzer bei dem Sturz davongetragen“, versichert der Sprecher. „Die Beteiligten haben in dieser überraschenden Situation alles richtig gemacht und das Pferd blieb unversehrt. Die Situation ist ein Paradebeispiel, wie man sich in so einem Fall verhalten soll. Man muss da schon die Kirche im Dorf lassen.“ 

VGT: „Video zeigt Vorfall in seiner ganzen Tragik“
Immer wieder sorgen Videos und Fotos von gestürzten Fiakerpferden für Bestürzung und rufen auch Tierschützer auf den Plan. So fordert etwa der Verein gegen Tierfabriken, Fiaker-Gespanne aus der Stadt zu verbannen - so auch im Rahmen der Veröffentlichung des aktuellen Videos am Donnerstag. „Das nun vorliegende Video zeigt den Vorfall in seiner ganzen Tragik. Ein Pferd, das hilflos am Boden liegt, ein überforderter Fiakerfahrer“, erklärte VGT Fiaker-Campaigner Georg Prinz.

Anhand derartiger Szenen könne der Öffentlichkeit die ganze Dimension bewusst werden, „welcher Gefahr die Pferde im Fiakerbetrieb in einer Großstadt ausgesetzt sind“. „Die Stadt ist kein geeigneter Ort für Pferde“, zeigte sich Prinz überzeugt. Gefordert werden vom Verein Verbesserungen im Fiakergesetz. Denn auch die große Hitze im Sommer führt regelmäßig zu Debatten hinsichtlich des Tierwohls.

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