Gedenkinitiative

Ausgrabungen auf dem Gelände des Lager-Liebenau

Steiermark
08.08.2022 14:42

Archäologische Grabungen bringen auf dem Gelände des NS-Lagers Graz-Liebenau zahlreiche Fundstücke zutage. Vorwiegend sind es persönliche Gegenstände der Zwangsarbeiter.

Schon als man die Gedenktafel für das Lager aus der NS-Zeit im Jahr 2020 errichtete, stieß man auf persönliche Gegenstände damaliger Zwangsarbeiter und auf Relikte jener Menschen, die auf den Todesmärschen im Jahr 1945 hier durchgetrieben wurden. Dank einer Subvention der Stadt konnten Uschi und Rainer Possert von der Gedenkinitiative Graz-Liebenau nun erstmals eine archäologische Forschungsgrabung beauftragen, die schon in den ersten Tagen zahlreiche interessante Funde vorweisen kann.

Kämme, Schuhe und Knöpfe
Dabei handelt es sich vorwiegend um kleine persönliche Dinge wie Kämme, Schuhe, Knöpfe, Medizinfläschchen, aber auch um eine beachtliche Menge an Schneckenhäusern. „Zeitzeugen haben uns berichtet, dass die Schnecken den Zwangsarbeitern als Nahrung dienten, wenn sie wieder einmal nur alle zwei bis fünf Tage leere Suppe zu essen bekamen“, erklärt Rainer Possert.

Ausgegraben wurden von dem Mini-Team um Archäologin Sandra Schweinzer auch viele Rinderknochen, Auch hier gibt es Zeitzeugen, die erzählten, wie Mitarbeiter des nahen Schlachthofs oft Schlachtabfälle über den Zaun warfen, um den ausgemergelten Lagerinsassen Essbares zukommen zu lassen.

Viele Funde, aber keine menschlichen Knochen
Der erste Teil der Grabung ist fast abgeschlossen, ein zweiter folgt auf den Fuß, insgesamt sieben mal acht Meter misst das Areal. „Dort, wo der Knochenspürhund im vergangenen Jahr angeschlagen hat, können wir leider nicht graben. Da handelt es sich um verbautes Gebiet oder um ein Gelände, wo der Baumschutz Vorrang hat“, erklärt der Leiter der Gedenkinitiative, warum man bis jetzt bei dieser Grabung keine menschlichen Überreste freigelegt hat. Ausschließen will er solche Funde aber nicht.

Nach genauer Erfassung und Dokumentation aller Relikte wird man diese - wie vorgeschrieben - der dem GrazMuseum zugeordneten Stadtarchäologie aushändigen. „Eine forensische Untersuchung wäre ebenso wichtig wie eine museale Präsentation“, wünscht sich Possert.

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