Kultregisseur Steven Soderbergh („Ocean's 12“) landet mit seinem Film „Black Bag“ mit Cate Blanchett und Michael Fassbender (ab Donnerstag im Kino) einen Hit. Die „Krone“ traf ihn in Berlin zum Gespräch über seine Lieblingsspione, die Probleme in Hollywood und warum er für seinen Streifen viel Starpower wollte.
„Krone“: Ihr starbesetzter Film „Black Bag“, der am Donnerstag ins Kino kommt, dreht sich um Spionage – währenddessen wartet die Welt auf einen neuen „James Bond“, und die Gerüchteküche brodelt. Würden Sie mit Ihrer Erfahrung in dem Genre gern einen „Bond“-Film machen?
Steven Soderbergh: Ich wurde schon zweimal gefragt und habe zweimal abgelehnt. Einmal nach meinem Film „Out of Sight“ und einmal nach „Ocean’s 12“. Damals wollte ich wissen, ob ich volle Kontrolle über das Skript hätte, das wurde verneint. Ich denke auch jetzt nicht, dass das zu mir passt. Meine Stärke ist nicht, etwas in ein Spektakel zu verwandeln. Und ich bin mir sicher, dass der nächste „Bond“ größer und verrückter werden soll als je zuvor.
Welcher Filmemacher sollte es Ihrer Meinung nach am besten machen?
Ich habe gehört, dass Alfonso Cuarón gut im Rennen ist. Ein großartiger Kandidat, ich würde mir seinen „James Bond“ anschauen.
Und wer wäre der beste neue Hauptdarsteller?
Ganz ehrlich, ich bin froh, dass ich das nicht entscheiden muss. Denn die „James Bond“-Fans sind echt eine harte Nuss, die sind so fanatisch wie „Star Wars“-Fans. Egal, wofür du dich entscheidest, die Hälfte von denen will dich umbringen. Ganz schrecklich.
Ein früherer James Bond, Pierce Brosnan, spielt in Ihrem Film „Black Bag“ ausgerechnet den Leiter einer Spionage-Abteilung.
Ja, ihm hat es total Spaß gemacht, in so einem Kontext einmal auf der anderen Seite zu stehen (lacht). Er ist immer noch mit dem Herzen dabei, es war ein Traum mit ihm, sein Enthusiasmus ist ansteckend. Er hat sich auch extra von der Maske die Nase spitzer machen lassen, weil er fand, das passt zu seiner Figur. Und ich weiß, dass ihm auch die Anzüge, die er im Film trägt, gefallen haben – denn er hat jeden einzelnen von ihnen mitgenommen (lacht)!
Spionagefilme sind gerade wieder extrem angesagt. Was unterscheidet „Black Bag“ von anderen Genrestreifen?
Die Prämisse ist, dass Cate Blanchett und Michael Fassbender beide Spione spielen, die aber miteinander verheiratet sind. Er wird damit beauftragt, herauszufinden, ob sie eine Verräterin ist. Es geht also einerseits um international schwerwiegende Ereignisse, andererseits bleiben wir sehr im Persönlichen, im kleinen Kreis. Das finde ich sehr interessant, das habe ich so auch noch nie gesehen.
Die Ehe der beiden Spione wird von Kollegen beneidet. Tatsächlich sehen wir aber nur wenige Szenen mit den beiden gemeinsam. Warum?
Ich habe es so angelegt, dass es eigentlich in jeder Szene um die beiden geht, auch, wenn sie gar nicht zu sehen sind. Alle anderen Charaktere beschäftigen sich dauernd mit ihnen. Um so etwas bringen zu können, brauchst du aber echte Filmstars. Und die hatte ich. Cate Blanchett und Michael Fassbender bauen eine Verbindung zum Publikum auf, da hast du als Regisseur nicht mehr viel Arbeit.
„Black Bag“ sollte ursprünglich in Washington spielen, nun wurde in London gedreht. Warum haben Sie das geändert?
Wir haben schon über „Bond“ gesprochen, und ich wollte einfach Teil dieser Londoner Spionagefilm-Familie sein. Neben den „James Bond“-Filmen liebe ich auch die „Harry Palmer“-Streifen und John-le-Carré-Verfilmungen. Bei dieser Party wollte ich dabei sein. Und Drehbuchautor David Koepp war einverstanden, die Handlung dorthin zu verlegen, denn er hatte vier Jahre in London gelebt und kennt sich dort aus.
Es hatte nichts mit der Politik in den USA zu tun?
Nein, aber ich bin jetzt natürlich froh, dass der Film nicht dort spielt. Was dort derzeit passiert, hätte sich kein Drehbuchautor jemals ausdenken können. Für uns Filmemacher ist das der Tod einer jeden Metapher. Politische Satire kannst du mittlerweile sowieso vergessen. Es macht einem Angst, es gibt eine große Unsicherheit und viele Sorgen in der Branche. Ich weiß nicht, wo wir in sechs Monaten stehen werden. Es ist schwer vorhersehbar.
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