Klasse statt Masse

Brauereikultur gegen Monopol-Riesen

Ein kühles Bier kann was Feines sein - sofern es keine „Einheitsplörre“ ist.

(Bild: Rubina Bergauer)

Internationale Großkonzerne versuchen, ihre Monopolstellung am Biermarkt auszubauen - auch in Vorarlberg. Die heimischen Privatbrauereien geben aber nicht klein bei, sondern kämpfen um den Erhalt unserer Braukultur.

Ein kühles Glas Bier ist jetzt im Hochsommer für viele eine willkommene Erfrischung. Die Brauereikultur hat in Vorarlberg eine lange Tradition. Doch diese scheint gefährdet. Noch vor gut 100 Jahren gab es über 70 Brauereien im Land, heute sind es acht, darunter sind vier Kleinbrauereien, die zwischen 2017 und 2019 gegründet wurden, und eine, die mittlerweile großteils einem internationalen Konzern angehört. „Mehr als die Hälfte des in Österreich getrunkenen Bieres stammt mittlerweile von Großkonzernen. Auch in Vorarlberg ist diese Tendenz zu beobachten“, weiß Andreas Linder von der Mohrenbrauerei in Dornbirn. Eine bedenkliche Entwicklung. Damit sich die Lage für die privat geführten heimischen Brauereien nicht weiter verschlechtert, gründeten die Verantwortlichen von Mohrenbräu gemeinsam mit neun weiteren unabhängigen österreichischen Bierproduzenten den Verein „Österreichische Privatbrauereien“. „Durch unser Engagement möchten wir der anhaltenden Monopolisierung durch international tätige Großkonzerne entgegenwirken“, betont Linder.

Mehr als die Hälfte des in Österreich getrunkenen Bieres stammt mittlerweile von Großkonzernen. Auch in Vorarlberg ist diese Tendenz zu beobachten.

Andreas Linder, Mohrenbrauerei

Mittlerweile sind 38 Bierhersteller der Initiative beigetreten, darunter auch die Frastanzer Brauerei und die Brauerei Egg. Für deren Geschäftsführer, Lukas Dorner, sind der Erhalt der Regionalität sowie der Vielfältigkeit große Anliegen. Gemeinsam will man auf die Bedeutung eigentümergeführter Unternehmen für die heimische Bierkultur aufmerksam machen. Mit der Größe des Vereins wächst auch die Sichtbarkeit am Markt. So verlassen immer mehr Flaschen mit dem Herkunftssiegel „Österreichische Privatbrauereien - 100 Prozent unabhängig“ die Gärkeller. So vielfältig wie die heimische Bier-Szene sind auch die Mitglieder der Vereinigung. Das Herkunftssiegel macht dabei keine Unterschiede, ob es sich um eine große oder eine kleine Brauerei handelt. „Worauf es ankommt, sind Unabhängigkeit und Authentizität“, ist auf der Infoseite des Vereins zu lesen. Die klare Abgrenzung zu Konzernbieren soll für den Konsumenten ein starkes Kaufargument sein.

Mohren, Frastanzer und Egger haben sich dem Verein „Österreichische Privatbrauereien“ angeschlossen.

(Bild: Rubina Bergauer)

Ein beinharter Verdrängungswettbewerb
Das ist ein durchaus harter Kampf. Giganten wie Carlsberg oder Heineken stellen seit Jahren immer wieder Patentansprüche auf Saatgut, Braugerste und in der weiteren Folge auch aufs Bier. In anderen Ländern habe die Globalisierung und Monopolisierung am Markt bereits zur Nivellierung des Geschmacks geführt, heißt es vonseiten der „Österreichischen Privatbrauereien“. „Für uns ist klar, dass durch solche Vorstöße großer Konzerne ein Stück regionaler Identität und damit Vielfalt sowie das traditionelle Brauhandwerk verloren gehen“, sagt Linder. Durch den Einstieg der Brauunion in den heimischen Biermarkt gebe es in Vorarlberg nun ebenfalls einen sehr großen Player, berichtet Dorner. „Im Handel spürt man das durch großen Aktionismus, der in größere Hektoliterzahlen resultieren soll. Bis dato gelingt das aber den Konzernen noch nicht gänzlich, die heimischen Brauer gewinnen auch im Handel an Marktanteil“, so der Geschäftsführer der Brauerei Egg.

In der Gastro gebe es gleichfalls einen harten Wettbewerb. Dorner ist jedoch überzeugt, dass Privatbrauereien in dieser Sparte ebenso mit Regionalität und Qualität punkten können. Die Sommersaison verlaufe bislang gut. „Wir sind sehr zufrieden und liegen von den Zahlen her deutlich über dem letzten Jahr ohne Corona-Einfluss“, heißt es von der Brauerei Egg. Das schöne Wetter sowie die Wiedereröffnung der Gastronomie sorgt auch bei Mohren für einen guten Absatz. Und die zahllosen Feste, die nach den Pandemie-Jahren nun wieder über die Bühne gehen dürfen, sind für die heimischen Bierproduzenten ebenfalls ein Grund zum Feiern.