Doppelmord-Prozess

Bruder warnte das Opfer vor der Bluttat

Salzburg
27.07.2022 17:00

Tag 2 im Doppelmord-Prozess: Zeugen sagten aus. Darunter auch der Bruder und Sohn der zwei getöteten Frauen. Dieser bezeichnete Gottfried O. (52) als „rachsüchtigen Stalker“.

Einen Tag vor der schrecklichen Bluttat habe er noch zu seiner Schwester Helga B. (50) gesagt: „Lass ihn nicht rein, er wird dich umbringen“, erklärte der Bruder und Sohn der beiden Opfer im Zeugenstand. „Sie hat die Gefahr nicht erkannt.“ Tatsächlich erschoss Gottfried O. (52) am Abend des 5. Mai seine Angebetete und deren Mutter in ihrem Wohnhaus in Wals mit elf Schüssen aus einer Glock-Pistole.

Bruder: „Hatte Angst, erschossen zu werden.“

Dies gestand der Angeklagte, ein Privatdetektiv, zu Prozessbeginn am Dienstag gegenüber den Geschworenen im Salzburger Landesgericht ein. Während Staatsanwältin Elena Haslinger von einer „Hinrichtung“ und einer „Abrechnung“ sprach, sah Verteidiger Andreas Schweitzer vielmehr eine „emotionale Explosion“ – ausgelöst durch die Angehörigen von Helga B., die O. ständig beschimpft unter Druck gesetzt haben sollen. Dabei haben sich Mutter und Bruder anfangs nicht gegen eine Beziehung gestellt. Aber: „Er ist immer auffälliger geworden, er war aufbrausend“, sagte der Bruder, der von „übertriebenen Liebesbotschaften“ berichtete. O. sei seiner Schwester auch mehrmals aufgelauert – er empfand es als Stalking und habe deshalb die Polizei eingeschalten, erzählte der Mann. Und: „Ich hatte Angst, erschossen zu werden.“ Die aggressive Seite des Angeklagten war auch in einem kurzen Video zu sehen, welches während der Verhandlung abgespielt worden war: Dabei packte O. den Arm von Helga B., zerrte an ihm und forderte einen Kuss, den sie ablehnte. Von der Richterin Bettina Maxones-Kurkowski auf die Aggression angesprochen, meinte der Angeklagte nur: „Ich bin sicher nicht hin, um zu töten. Ich wollte nur Helga sehen. Es ist schrecklich.“

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Hören Sie auf, sich ständig als Opfer aufzuführen. Sie sollten aus dieser Mitleidsmasche endlich aussteigen. Anders als Sie können sich die beiden Opfer dazu nämlich nicht mehr äußern.

Klare Worte von Richterin Bettina Maxones-Kurkowski an den Angeklagten

Eine andere Zeugin, die Nachbarin von Helga B., hatte die Tat gehört: „Als ich mich niedergelegt habe, hörte ich aufgebrachte Stimmen. In dem Moment fielen auch Schüsse. Zuerst einer, dann eine ganze Salve.“ Die Frau konnte noch beobachten, wie der Schütze über den Gartenzaun sprang und flüchtete. Sie habe dann sofort die Polizei gerufen.

Zur Tatzeit war Gottfried O. zurechnungsfähig. Aber er weise auch eine Persönlichkeitsstörung vor, erklärte der Neuropsychiater den Geschworenen noch am Dienstag: Der Angeklagte habe narzisstische Züge und gelte als gefährlich, stellte der Experte fest. Deshalb droht O. neben einer Haftstrafe auch die Einweisung in eine Anstalt. Heute ist mit einem Urteil zu rechnen.

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