Prozess in Salzburg

Walser Doppelmord „war wie eine Hinrichtung“

Salzburg
26.07.2022 16:01

Gottfried O. (52) gestand beim Prozessauftakt am Dienstag. Einen Grund nannte er nicht: „Es ist für mich bis heute unerklärlich.“ Am 5. Mai 2021 hat der Privatdetektiv laut Anklage die Mutter seiner Angebeteten getötet, und danach sie. Mit elf Schüssen aus seiner Pistole. Ihm droht nun lebenslange Haft.

Ich bekenne mich schuldig, zwei Frauen umgebracht zu haben“, legte Privatdetektiv Gottfried O. (52) am Dienstag vor den Geschworenen im Salzburger Landesgericht ein Geständnis ab. Den Grund konnte er nicht nennen: „Ich komme zu keiner Erklärung“, meinte er stockend. „Es tut mir für immer leid, ich habe meine Helga verloren und daran bin ich alleine schuld.“

Doch warum hat er ausgerechnet am 5. Mai 2021 in Wals die Frau getötet, die er selbst heute noch als „meine Liebe“ bezeichnet? Staatsanwältin Elena Haslinger sieht eine geplante Bluttat: „Er hatte 106 Patronen im Auto, er wartete eine Stunde auf sie und schoss elfmal auf die zwei wehrlosen Frauen. Er schoss einem röchelnden Opfer in das Gesicht. Was soll der Angeklagte sonst gewollt haben, außer den Tod der Frauen.“ Verteidiger Andreas Schweitzer hielt dagegen, spricht von „aufgestauter Wut“ und einer „emotionalen Explosion“. Die Mutter und der Bruder von Helga B. hätten sich gegen O. verschworen, ihn ständig beschimpft und unter Druck gesetzt. „Die beiden haben sich deswegen wie Jugendliche geheim treffen müssen“, so Schweitzer.

Zitat Icon

Es war eine Hinrichtung, eine Abrechnung. Zuerst schoss er der Mutter dreimal in den Kopf, dann siebenmal auf das zweite Opfer.

Staatsanwältin Elena Haslinger

Angeklagter: „Hatte Blackout“

Im November 2020 hatten Gottfried O. und Helga B. eine Beziehung begonnen - gekannt hatten sie sich noch von früher. Helgas Angehörige waren von Beginn an dagegen, mischten sich immer wieder ein - Streitereien, bei der sogar die Polizei einschritt. Zwischenzeitig hatten sich die beiden sogar getrennt, sich aber danach wieder getroffen. Noch am 4. Mai gab es ein Treffen. Am folgenden Tag reagierte Helga nicht mehr auf die Mails und Anrufe des Detektivs. Noch am Abend fuhr er zum Haus des Opfers, wartete dort eine Stunde - bis Helga mit ihrer Mutter nach Hause kam. Da passierte es: „Die Mutter attackierte mich, boxte auf mich ein und beschimpfte mich. Es war extrem. Plötzlich hatte ich ein Blackout und habe meine Waffe gezogen.“

Weiter wollte oder konnte O. nicht erzählen. Mit scharfem Blick äußerte Richter Philipp Grosser seine Zweifel: „Sie hatten zwei Waffen. Eine lag im Auto und eine hatten sie mit. Warum?“ Der Angeklagte fand darauf keine Antwort. Sowie auch zur Frage, warum er der am Boden röchelnden Helga in den Kopf schoss. Entlarvend war eine SMS, die O. bei der Flucht vor seiner Festnahme noch an die Ex-Frau geschrieben hatte: „Ich fühlte mich verarscht.“.

Morgen, Mittwoch, wird der Prozess fortgesetzt.

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