Pionierarbeit in Wien

Weltweit erstes Kraftwerk bald mit Wasserstoff

Wien
06.07.2022 12:30

Kann die Maschine im Kraftwerk Donaustadt unsere Versorgungsprobleme bei Energie lösen? Die „Krone“ hat sich das genauer angesehen.

Wir stecken mitten in einer Energiekrise. Die Gaspreise explodieren - wenn wir überhaupt noch welches bekommen. Die Regierung rät angesichts dieser Entwicklung dazu, „die Fenster abzudichten“ oder „den Heizkörper zu entlüften“. Und unsere nationale Sicherheitsstrategie baut auf Öl. Dass das nicht nachhaltig ist, trichtern wir bereits Kindergartenkindern ein. Mit fossilen Rohstoffen sind wir in Österreich auch nicht gerade gesegnet - zum Glück aber anscheinend mit schlauen Köpfen. Denn während die Regierung noch immer an der fossilen Stellschraube dreht, wird in Wien bereits an der Zukunft geforscht.

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Auch in Zukunft werden wir Kraftwerke für die Energieversorgung brauchen. Sonne und Wind lassen sich nicht per Knopfdruck einschalten.

Wien-Energie-Chef Michael Strebl

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Wir erforschen hier gemeinsam den Einsatz von Wasserstoff. Nur so machen wir uns von fossilen Importen unabhängig. Das ist wichtiger denn je!

Verbund-Vorstand Achim Kaspar

Weltweit erster Versuch in dieser Größenordnung
Im Kraftwerk Donaustadt wird derzeit weltweit erstmals eine große Gasturbine für den Betrieb mit Wasserstoff umgebaut. Das Forschungsprojekt ist eine Kooperation von Wien Energie, deutscher RheinEnergie, Verbund und Siemens Energy. Zusammen investieren sie zehn Millionen Euro. Mitte kommenden Jahres soll die umgebaute Turbine in Betrieb gehen und neben Erdgas auch Wasserstoff verbrennen. Damit wird nicht nur Strom, sondern auch Fernwärme erzeugt. „Es ist wichtig, diese Großkraftwerke ebenfalls weg von den fossilen Rohstoffen zu bringen, denn sie sind ein essenzieller Bestandteil des europäischen Stromnetzes. Wenn die Sonne nicht scheint, der Wind nicht bläst oder das Wasser eben gerade nicht ausreichend vorhanden ist, dann springen diese Kraftwerke ein“, so Wien-Energie-Chef Michael Strebl. In Wien soll daher sukzessive Erdgas durch Wasserstoff ersetzt werden. „Das Ziel sind 100 Prozent. Solche Turbinen gibt es bereits, aber nicht in dieser Größenordnung“, so Aleš Prešern, Chef von Siemens Energy Österreich.

Ist Wasserstoff wirklich eine grüne Alternative?
Doch das alleine ist nur ein Teilstück auf dem Weg zur Energiewende. Mehrheitlich wird Wasserstoff heute nämlich immer noch aus Erdgas gewonnen. Das war bisher die billigste Variante. Wasserstoff (H) ist freilich eines der häufigsten Elemente in unserem Sonnensystem und elementarer Bestandteil von Wasser (H2O). Mittels Elektrolyse kann man Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen. Dafür wird aber verhältnismäßig viel Strom benötigt. In beiden Fällen beißt sich die Katze selbst in den Schwanz - von Nachhaltigkeit keine Spur. Doch woher kommt der grüne Wasserstoff? Sein „Schicksal“ ist eng mit dem Ausbau von erneuerbarer Energie verbunden. Wind und Solarkraftwerke produzieren Strom nur unregelmäßig. Sind die natürlichen Verhältnisse aber perfekt, dann wird jedoch mehr Strom erzeugt, als verbraucht werden kann. Dieser Überschuss kann für die Wasserstoffproduktion genützt werden.

Wien Ernergie baut eigene Anlage
Den Ansatz verfolgt auch die Wien Energie. Noch heuer wird daher mit dem Bau einer Elektrolyseanlage begonnen. Als größter Fotovoltaikbetreiber Österreichs verfüge man über genug nachhaltigen Strom dafür. Das hat weitere Vorteile: Bisher war es schwer, überschüssigen nachhaltigen Strom in diesen Mengen zu lagern, und da Wasserstoff auch wieder in Energie und Strom umgewandelt werden kann, ist er die ideale Speicherlösung.

Fazit: In Wien werden derzeit die Weichen für die Energieversorgung von morgen gestellt.

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