Ein Vater, der um seinen Sohn, der nachts auf der Straße von einem Auto getötet wurde, weint. Daneben Kerzen als Zeugnis eines Unglücks. Die steirische Gemeinde Vorau trägt Trauer.
Es muss ein Gefühl sein, als sähe man die Welt nur noch wie durch einen Schleier. Was geht in einem vor, wenn man sein Kind verliert? Wie kann man nach so einem Schicksalsschlag weitermachen? Fragen, die uns auf dem Weg nach Vorau nicht loslassen. Weil man mitfühlt und bei so einer Tragödie gar nicht anders kann, als sich in die Lage jener Personen zu versetzen, die direkt betroffen sind.
Ein Unglück, über das wir als Tageszeitung berichten. Fakten zusammentragen, Worte in Raster schreiben, damit sich Sätze zu einer Geschichte verbinden. In Wirklichkeit ist es aber viel mehr als das. Bewusst wird uns das wieder auf den letzten Metern zur Unfallstelle, wo der 16-jährige Lorenz H. auf dem Heimweg von Freunden vom Wagen einer 26-Jährigen erfasst wurde und im Graben seinen tödlichen Verletzungen erlag.
Die flüchtige Fahrerin stellte sich in der Früh und gab an, von ihrem Radiodisplay abgelenkt gewesen zu sein und zuerst gedacht zu haben, es habe sich bei dem Zusammenstoß um ein Reh gehandelt. Erst als sie aus den Medien von dem Unfall erfahren habe, sei sie hellhörig geworden.
Knapp 48 Stunden später ist der Himmel strahlend blau, die Gassen in Vorau fast wie leer gefegt. Vorau, ein Ortsname, der nun in aller Munde ist. Rasch hat sich herumgesprochen, dass Lorenz H. Donnerstagnacht nach dem Kreisverkehr tödlich verunglückt ist.
Hier parkt bereits ein Auto, aus dem ein Mann mit schwarzem Shirt und Jeans aussteigt und Richtung Kerzenmeer geht. Viele Menschen haben Grablichter aufgestellt - ein buntes Kreuz und ein Fußballtrikot in der Mitte stechen hervor. Wir versuchen dem Mann Zeit zu geben, nicht aufdringlich zu sein.
Er wollte Maurer werden. Erst am Vortag hat er mir von seinen guten Noten in der Berufsschule erzählt.
Der Vater von Lorenz
Es zerreißt einem fast das Herz
Auch er zündet eine Kerze an, schlägt verzweifelt die Hände vors Gesicht, bevor er sich niederkniet. Er wirkt wie ein stattlicher Mann, der Stärke ausstrahlt und innerlich doch gebrochen scheint. Wir haben das Gefühl, ein paar tröstende Worte sagen zu wollen, und gehen auf ihn zu: „Haben Sie den Lorenz gut gekannt?“ „Er war mein Bub, mein ganzer Stolz“, schluchzt der Mann und dabei zerreißt es einem fast das Herz. Jene Fragen, die uns beschäftigt haben, bekommen plötzlich ein Gesicht, dessen Augen von Schmerz gezeichnet sind.
Kurt H. ringt um Worte: „Ich habe die Wochenenden mit Lorenz verbracht, wir hatten ein gutes Verhältnis, obwohl ich von seiner Mutter getrennt bin.“ Der 16-Jährige sei im ersten Lehrjahr gewesen. „Er wollte Maurer werden. Erst am Vortag hat er mir von seinen guten Noten in der Berufsschule erzählt und gesagt, ich brauche mir keine Sorgen zu machen, weil alles läuft.“ Kurt H. wendet den Kopf und schaut auf das Fußballtrikot. „Viel Zeit hat er im Verein verbracht und als Torwart beim TUS Vorau gespielt“, gibt der Vater einen Einblick in das Leben seines Sohnes, der ihm viel zu früh genommen wurde.
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