„Menschenverachtend“

Streit ums stille Örtchen am Wiener Reumannplatz

Wohnen & Verkehr
11.05.2022 07:07

Ein Streit ums stille Örtchen scheint in Wien entbrannt - konkret am Reumannplatz. Lenker der ÖBB-Postbusse, die im Auftrag der Wiener Linien auf den Linien 68A und 68B unterwegs sind, sollen dort nicht mehr auf die Toilette gehen dürfen und auf Lokale und die freie Natur angewiesen sein. Die „Krone“ hat nachgefragt, was hinter den Vorwürfen steckt.

Zur Einordnung vorab: Die Räume am Reumannplatz werden von den Wiener Linien zur Verfügung gestellt und durften per Vereinbarung ab August 2021 von den Postbus-Mitarbeitern mitgenutzt werden.

„Menschenverachtend“ und „völlig absurd“
Die nun dargestellte Situation klingt jedenfalls unangenehm: keine Möglichkeit mehr für die betreffenden Busfahrer - 38 an der Zahl -, die Toiletten am Reumannplatz zu nutzen, und kein Zutritt mehr für sie zum Pausenraum. „Menschenverachtend“ und „völlig absurd“ nennt es der Zentralbetriebsratsvorsitzende der ÖBB-Postbus GmbH, Robert Wurm, in einer Aussendung. Zumal bis vor Kurzem ein Zutritt zu den Räumlichkeiten noch möglich gewesen sei.

Die Vereinbarung wurde jedoch mit Ende April von den Wiener Linien aufgekündigt, seither bleibe den Busfahrern lediglich der Abstecher ins Lokal übrig, oder die Notdurft im Freien zu verrichten, heißt es. Der Grund für das Toiletten-Aus: Laut Aussendung habe sich eine Lenkerin nach dem Gang zum WC noch kurz in den Aufenthaltsraum gesetzt. Dass ein Vorfall der Grund dafür gewesen sei, die Möglichkeit des Pausenraums nicht mehr anzubieten, bestätigte auch Wiener-Linien-Sprecher Daniel Amann auf Nachfrage. Er stellt ihn aber anders dar.

Versuch, Schloss auszutauschen
„Bereitgestellt werden diese Räumlichkeiten von den Wiener Linien“, betont der Sprecher eingangs. „Besetzt sind diese immer von unseren Mitarbeitern. Möchte man Zugang, etwa zur Toilette, haben, reicht es, anzuklopfen“, schildert Amann das Prozedere. Allerdings sei kürzlich versucht worden, das Türschloss bei den Räumlichkeiten auszutauschen. Ein Schritt zu weit, sagen die Wiener Linien. Seither bleiben die Türen am Reumannplatz zu.

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Die Mitarbeiter der Postbusse können weiterhin die Räume in Oberlaa nutzen.

Daniel Amann, Sprecher der Wiener Linien

Allerdings nur dort, versichert Amann. „Die Mitarbeiter der Postbusse können weiterhin die Räume in Oberlaa nutzen.“ Auch diese werden übrigens von den Wiener Linien zur Verfügung gestellt. Die Zuständigkeit, für ausreichend Pausen- und Sanitärräume zu sorgen, liege außerdem beim jeweiligen Betreiber, im Fall der Postbus-Mitarbeiter bei den ÖBB, so Amann.

„Weitere Pausenräume gesetzlich nicht notwendig“
Die Bundesbahnen bezogen am Dienstagnachmittag in der Toiletten-Causa ebenfalls Stellung. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sehen vor, dass am Dienstort ein Aufenthaltsraum angeboten werden muss, heißt es. Im Fall der Linie 68A bzw. B ist der Dienstort Himberg, führt Pressesprecherin Julia Krutzler aus: „Weitere Pausenräume sind gesetzlich nicht notwendig.“

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Wir hoffen, dass auch am Reumannplatz wieder eine gute Lösung im Sinne der Lenker und Lenkerinnen und deren menschlichen Bedürfnissen gefunden wird.

ÖBB-Pressesprecherin Julia Krutzler

Was den Pausenraum am Reumannplatz betrifft, sei seitens der ÖBB vorgeschlagen worden, „einen Schlüsseltresor zu montieren“, um „einen direkten Zugang zum WC zu ermöglichen“, heißt es weiter. „Eine ähnliche Lösung gibt es beim Pausenraum in Oberlaa.“ „Wir hoffen, dass auch am Reumannplatz wieder eine gute Lösung im Sinne der Lenker und Lenkerinnen und deren menschlichen Bedürfnissen gefunden wird“, so die Sprecherin.

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