Proteste nehmen zu

Personalmangel in Pflege: Hunderte Betten gesperrt

Steiermark
13.04.2022 06:00

Fast ein Viertel der Pflegebetten in der Steiermark sind unbelegt, weil es an Personal fehlt. Vorhandenes ist zum Teil kurz vorm Aufgeben, eine Aussicht auf Besserung gibt es derzeit nicht. Die Politik muss jetzt handeln, die Proteste aus der Branche werden intensiver. Die „Krone“ analysiert die fünf größten Baustellen im Pflegebereich.

1. Personalmangel: System kurz vor Super-GAU
150 leere Pflegebetten – dennoch muss der Sozialhilfeverband (SHV) Bruck-Mürzzuschlag einer Frau mitteilen, dass sie leider keinen Platz hat. 165 gesperrte Betten auch im LKH Graz, die Hälfte aller Operationen im LKH Hochsteiermark werden verschoben. Das Problem: Es gibt kein Personal! Corona bringt das Fass endgültig zum Überlaufen. Selbst ein Pandemie-Ende verspricht keine Entspannung: Viele Pflegekräfte stehen kurz vor der Pension, es kommen zu wenige nach und die Bevölkerung wird immer älter. Das System ist nahe dem Super-GAU, betreffen wird es jeden einzelnen: „Auch ein 20-Jähriger kann von heute auf morgen auf Hilfe angewiesen sein“, erklärt Michael Tripolt, Betriebsratsvorsitzender am Grazer LKH.

2. Vorhandene Pflegekräfte überlastet und isoliert
„Die Mitarbeiter können nicht mehr“, sagt die Betriebsratsvorsitzende der Volkshilfe Steiermark, Beatrix Eiletz. Jene die noch nicht das Handtuch geworfen haben, müsse man dringend halten. Der jetzige Zustand bewirke aber Gegenteiliges: „Für den einzelnen Patienten bleibt zu wenig Zeit.“ Manche bräuchten aber mehr; schlussendlich ginge es dann auf Kosten der Pflegekräfte: Wenig Pausen, Dauerstress und psychischer Druck. Corona-Krankenstände kommen noch hinzu. Das Sozialleben und die Familie leiden darunter.

3. Zu wenige und zu teure Ausbildungsplätze
700 Diplompfleger werden jährlich steiermarkweit allein in den Häusern der Kages benötigt, nur 180 schließen ab. Gleichzeitig wurden Pflegeschulen zugesperrt. Dass es kein Ausbildungsgeld für Heimhilfen gibt, andere Ausbildungen sogar kosten, sei wenig hilfreich. Eiletz: „Bietet man jetzt Gratis-Ausbildung an, kann im besten Fall in einem Jahr mit mehr Pflegeassistenten gerechnet werden. “

4. Rahmenbedingungen verschlimmern Lage
Zu geringe Bezahlung, Nachtschichten, Zeitstress. Ein schöner Beruf wird durch Rahmenbedingungen unschön gemacht. Steiermarkweit gibt es keine einheitliche Zulagen, auch amtliches Kilometergeld beim Mobilen Dienst reiche lange nicht mehr für Benzingeld und bringe Mitarbeiter weiter unter Druck.

5. Leere Worte von der Politik anstatt Taten
30 Jahre Versäumnisse müssen nachgeholt werden. „Wir fordern einen sofortigen Maßnahmenkatalog, wann, was umgesetzt wird“, sagt Eiletz. Am 12. Mai wird es einen Protestmarsch in Graz geben. 45.000 Unterschriften wurden bereits bei der Petition „Achtung Gesundheit“ gesammelt.

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