Viele sind ausgebrannt

„5 nach 12“: Personal protestiert vor Spitälern

Steiermark
10.11.2021 14:46

Eineinhalb Jahre Corona-Pandemie - und kein Ende in Sicht, im Gegenteil, die Lage spitzt sich wieder zu. Dem Gesundheitspersonal, das in einem permanenten Ausnahmezustand arbeitet, reicht es. Österreichweit hat das Spitalspersonal am Mittwoch zur symbolischen Uhrzeit 5 nach 12 Uhr die Arbeit kurz niederlegt, darunter auch am LKH-Universitätsklinikum Graz.

Ein Meer an Schildern flutet die Allee am LKH-Gelände, Hunderte Mitarbeiter sind Mittwochmittag für kurze Zeit ins sonnige Freie geströmt, um ihren Unmut über die Arbeitsbedingungen und fehlende politische Reformen kund zu tun. Gerade im Bereich Pflege überlegen ja immer mehr Mitarbeiterinnen - in erster Linie sind es Frauen -, sich einen anderen Job zu suchen.

„Austrittswelle“ wird befürchtet
„Viele haben gesundheitliche Probleme. Ihr Körper zeigt ihnen, dass er nicht mehr kann“, berichtet Tanja Hierzberger. Sie ist Betriebsratsvorsitzende am LKH Weiz, wo, wie an allen steirischen Landeskrankenhäusern, ebenfalls protestiert wurde. Sie sieht eine „Austrittswelle“ auf die Branche zukommen.

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Seit fast zwei Jahren gibt es keine Planbarkeit im Leben. Man muss ständig einspringen, hat 12-Stunden-Schichten im Schutzanzug und mit Maske. Das zermürbt

Tanja Hierzberger

„Seit fast zwei Jahren gibt es keine Planbarkeit im Leben. Man muss ständig einspringen, hat 12-Stunden-Schichten im Schutzanzug und mit Maske. Das zermürbt“, so Hierzberger, die selbst 25 Jahren lang in der Intensivpflege tätig war. „Ich mache mir Sorgen um die Patientenversorgung. Ich hoffe, die Politik ergreift Initiativen.“

115 Betten wegen Personalmangels gesperrt
Das fordert in Graz auch Betriebsrat Michael Tripolt. Gerade in der Ausbildung seien Reformen notwendig, drängt er die Bundespolitik zum Handeln. Die Auswirkungen des Personalengpasses ist am Universitätsklinikum bereits zu spüren: 115 Betten waren mit Stand vergangenen Freitag gesperrt (in Weiz sind es übrigens aktuell zwei Zimmer). Es trifft dabei nicht immer dieselben Stationen, da Personal verschoben wird - „aber das ist Loch auf, Loch zu“, meint Tripolt.

Viel Personal auf Corona-Stationen notwendig
Bei der Spitalsgesellschaft Kages ist man sich dieser Problematik bewusst. Doch gerade die vielen Corona-Patienten führen zu Sperren, da für ihre Betreuung viel Personal notwendig ist, das dann anderswo fehlt. Zudem befinden sich Covid-Infizierte bis zu viermal länger auf Intensivstationen als andere Patienten, so Sprecher Reinhard Marczik. 

Ein weiteres Problem sind Mitarbeiter, die selbst infiziert werden oder als enge Kontaktpersonen in Quarantäne müssen. „Die Mehrbelastung ist enorm, auch psychisch. Man sieht in den Corona-Bereichen viele Menschen sterben“, meint Marczik. Um das System am Laufen zu erhalten, werden seit Kurzem wieder verschiebbare Operationen nach hinten verlegt.

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