40 Prozent mehr Fälle

Corona-Erkrankung erhöht Diabetes-Risiko massiv

Wissenschaft
03.04.2022 18:32

Die langfristigen Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus werden erst nach und nach klar. Neben dem chronischen Erschöpfungssyndrom und Schäden am Gehirn zeigt nun eine riesige Datenanalyse auf, dass eine Covid-19-Erkrankung auch das Diabetes-Risiko erhöht - und zwar um nicht weniger als 40 Prozent. Vor allem ältere Menschen sind davon betroffen.

Die Untersuchung wurde vor wenigen Tagen in „Lancet Diabetes & Endocrinology“ veröffentlicht und bestätigt auf breiter Basis erste ähnliche Studienergebnisse. Demnach könnte eine riesige Welle an durch Covid-19 ausgelösten chronischen Erkrankungen auf die Welt zukommen.

„Ganze Reihe von Folgeschäden“
„Es gibt wachsende Hinweise dafür, dass Personen mit Covid-19 über die akute Phase einer SARS-CoV-2-Infektion hinaus eine ganze Reihe von Folgeschäden inklusive Diabetes davontragen können. Das Ausmaß des Risikos und der Häufigkeit von Diabetes nach der akuten Erkrankung sind aber bisher noch nicht umfassend dargestellt worden“, schrieben Yan Xie und Ziyad Al-Aly vom Zentrum für Epidemiologie und Biostatistik der Saint Louis University bzw. des Departments of Veterans Affairs des US-Militärs.

Acht Millionen Menschen in Vergleichsgruppen
Die Epidemiologen analysierten die Daten von 181.280 Versicherten der US-Einrichtung für ehemalige Armeeangehörige im Durchschnittsalter von rund 60 Jahren (88 Prozent Männer), die zwischen 1. März 2020 und 30. September 2021 einen positiven SARS-CoV-2-Test erhalten hatten und nach 30 Tagen noch am Leben waren.

Als Vergleichsgruppen diente eine sogenannte Kohorte aus 4,2 Millionen gleichaltrigen Personen mit ähnlichen Charakteristiken ohne Covid-19-Erkrankung aus dem gleichen Zeitraum und eine zweite Gruppe mit ebenfalls rund 4,2 Millionen Personen aus der Zeit vor der Pandemie. Ausschlaggebend sollte das Neuauftreten von Typ-2-Diabetes innerhalb eines Jahres sein.

Diabetes-Risiko stark erhöht
„In der Zeit nach der akuten Erkrankung zeigten die Menschen mit Covid-19 im Vergleich zur aktuellen Vergleichsgruppe ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Diabetes (plus 40 Prozent) sowie mehr neue Fälle (13,46 mehr neue Patienten pro 1000 Personen innerhalb eines Jahres) sowie eine größere Häufigkeit der Einnahme von Blutzucker senkenden Medikamenten (plus 85 Prozent) sowie mehr dieser Fälle (12,35 pro 1000 Personen innerhalb von zwölf Monaten)“, schrieben die Fachleute. Der Vergleich mit der Kontrollgruppe vor der Pandemie sei ganz ähnlich ausgefallen.

Schweregrad der Erkrankung oft entscheidend
Die Risiken sind offenbar abhängig vom Schweregrad der überstandenen Covid-19-Erkrankung. Bei wegen Covid-19 nicht hospitalisierten Personen kam es innerhalb eines Jahres zu 8,28 zusätzlichen Diabetes-Erkrankungen pro 1000 Personen innerhalb eines Jahres. Bei hospitalisierten Covid-19-Patienten wurden im Jahr darauf pro 1000 Personen 56,93 mehr neue Diabetesfälle als in den Vergleichsgruppen registriert, unter 1000 Menschen nach Covid-19-Therapie auf Intensivstationen sogar um 89,06 mehr Fälle von Zuckerkrankheit.

Adipositas mit einem Body-Mass-Index von mehr als 30 war unter 1000 Betroffenen ein Jahr nach der SARS-CoV-2-Infektion mit 15,7 mehr Diabeteserkrankungen verbunden.

Ganzes „Vermächtnis“ an Erkrankungen
Covid-19 werde ein ganzes „Vermächtnis“ an chronischen Erkrankungen zurücklassen, stellte dazu Ziyad Al-Aly fest. Bereits im November vergangenen Jahres haben die Wissenschaftler in einer ähnlichen Untersuchung bei Covid-19-Überlebenden eine Steigerung des Risikos für akute Nierenschädigungen auf fast das Doppelte im Vergleich zu Personen ohne durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion belegt.

Diabetes generell im Steigen
Die damit zu erwartende Zunahme der Diabetes-Fälle in der Folge der Covid-19-Pandemie trifft an sich schon auf ständig steigende Zahlen bei dieser Erkrankung. Im Jahr 2000 waren 4,6 Prozent der Erwachsenen zuckerkrank, derzeit sind es rund zehn Prozent mit 530 Millionen Betroffenen. Für das Jahr 2045 lauten die Prognosen auf weltweit rund 780 Millionen Diabetiker. Die treibende Ursache ist offenbar die immer häufiger werdende Adipositas.

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