Bei Grabungen in der antiken Stadt Kom Ombo in Ägypten haben österreichische Archäologen gemeinsam mit ihren ägyptischen Kollegen eine über 4000 Jahre alte, „sensationell gut erhaltene“ Speicheranlage entdeckt. Bisher konnten sie 32 Speicher aus Lehmziegeln freilegen, in denen vermutlich Getreide gelagert wurde. In einem der Räume fanden sie stapelweise ungewaschene Teller und Schalen. Sie vermuten daher, dass die Anlage sehr rasch verlassen werden musste.
Die Außenstelle Kairo des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) untersucht seit 2017 in Kooperation mit dem ägyptischen Ministerium für Tourismus und Altertümer die rund 45 Kilometer nördlich von Assuan am Nil liegende Stadt Kom Ombo und ihr Hinterland.
Der Fundplatz war von prähistorischer Zeit bis in das 19. Jahrhundert unserer Zeitrechnung besiedelt. In griechisch-römischer Zeit war Kom Ombo Metropole und Hauptstadt des 1. oberägyptischen Gaus. Bekannt ist Kom Ombo für seinen Doppeltempel, der aus ptolemäisch-römischer Zeit stammt.
Das nun entdeckte Gebäude stammt aus der sogenannten 1. Zwischenzeit (ca. 2180-2050 vor unserer Zeitrechnung), die begann, als das Alte Reich - das Zeitalter der großen Pyramiden - zerfiel. Die genaue Dimension der Anlage ist noch nicht klar, die österreichischen Archäologen konnten bisher 32 Speicher aus Lehmziegeln freilegen, die unterschiedliche Durchmesser von ein bis zwei Meter hatten und in denen vermutlich Getreide gelagert wurden. Es dürfte sich um ein Verwaltungszentrum handeln, so die Leiterin der ÖAI-Außenstelle Kairo, Irene Forstner-Müller.
„Sensationell gut erhalten“
„Die Struktur der Gebäude ist sensationell gut erhalten, die Wände sind fast zwei Meter hoch“, betonte die Archäologin. Die siloartigen Speicher standen in einzelnen Räumen und waren von oben zugänglich. Die Anlage war von einer Außenmauer umschlossen und überdacht.
„Wir haben in zwei Räumen auch Raubgruben durch die Mauern entdeckt, durch die offensichtlich Getreide gestohlen wurde und die dann wieder schnell mit Lehm verschlossen wurden“, so Forstner-Müller. Die Größe der Speicher ist zur Überraschung der Ägyptologen unterschiedlich, während Speicher in derartigen Speicheranlagen an anderen Fundorten normiert waren. Warum das so ist, muss erst geklärt werden.
Das ist ganz komisch: Warum stapelt man dort Hunderte schmutzige Teller und Schalen und was passiert dann, dass man das so fluchtartig zurücklässt.
Irene Forstner-Müller
Noch wurden keine Überreste von Getreide in den Speichern gefunden, „wir hoffen aber noch, auf etwas zu stoßen“, sagte Forstner-Müller. In einem der Speicher-Räume haben die Archäologen dafür einen anderen überraschenden Fund gemacht: „Dort stehen Stapel an ungewaschenem Geschirr. Da kleben noch Knochen und andere Speisereste darauf“, so die Archäologin, die der Fund ratlos zurücklässt. „Das ist ganz komisch: Warum stapelt man dort Hunderte schmutzige Teller und Schalen und was passiert dann, dass man das so fluchtartig zurücklässt.“
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