Angst um Ehemänner

Vor Bomben geflüchtet: Drei Mütter, ein Schicksal

Ausland
15.03.2022 20:00

Die „Krone“ sprach mit drei Frauen, die den Bomben entkommen sind. Sie sind mit ihren Kindern sicher in Lemberg angekommen, jetzt zittern sie um ihre Ehemänner.

Tiefe Augenringe haben sich in Julias Gesicht gegraben. Die 32-Jährige ist eine von Tausenden Frauen, die seit Kriegsbeginn auf dem Lemberger Bahnhof angekommen sind. Alle teilen das gleiche Schicksal - sie mussten alles zurücklassen, ihr altes Leben existiert nicht mehr.

„Wir haben nur die notwendigsten Sachen eingepackt. Kleider, Medizin, Essen“, erzählt Julia, die mit ihrem Junior aus Sumy im Nordosten des Landes in den Westen geflohen ist. Sie hatte Glück. Putins Bombenhagel zerstörte nur die Fenster ihrer Wohnung. „Es war furchtbar! Gott sei Dank war ich nicht im Epizentrum der Explosion.“

Julia ist eine starke Frau. Sie sagt: „Ich muss dankbar sein. Bei einem Angriff hat es 20 Tote gegeben. Ein dreijähriges Kind hat mit einem Schlag Eltern und Großeltern verloren, es ist ganz allein.“ Julia ist jetzt auf dem Weg nach Polen, ihr Mann arbeitet dort.

„Helfer wurden nach ein paar Tagen erschossen“
Auf Jana aus Charkiw wartet niemand. Sie hat sich mit ihren Kindern bis Lemberg durchgeschlagen. „Mein Mann ist geblieben, ich hab Angst um ihn. Es war sehr schwer, aus der Stadt rauszukommen. Wir haben uns im Keller versteckt, zum Glück versteht mein jüngster Sohn noch nicht, was los ist.“ Jana jammert nicht. „Wir haben in Charkiw genug zu essen gehabt, andere im Untergrund nicht. Helfer, die sie versorgt haben, wurden nach ein paar Tagen erschossen. Eine Frau hat am zweiten Tag des Krieges ein Kind zur Welt gebracht. Eine Woche war sie mit dem Baby im Untergrund, dann gelang die Flucht.“ Wie auch Diana, die aus Krywyj Rih, einer Stadt im Süden, kommt. „Ich kann meinen Mann nicht mehr erreichen, er ist noch dort.“

Drei Mütter, die in Sicherheit sind. Tausende sind weiterhin auf der Flucht. Die nicht nur wegen Putins Killern gefährlich ist. Längst treiben sich auch Menschenhändler herum. Die gute Nachricht zum Schluss: Seit Kriegsbeginn sind 32 geflüchtete Frauen in Lemberg Mama geworden.

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