Das Land Tirol stellte am Mittwoch das neue Suchtkonzept für die kommenden zehn Jahre vor. Darin werden 49 Maßnahmen vorgestellt, wie Suchtkranken besser geholfen werden kann. Mehr Therapieplätze und ambulante Angebote sind zwei der Ziele. Wichtig auch: Betroffene vom Stigma „süchtig und schwach“ befreien.
Sucht ist eine Krankheit – mehrmals wiederholten die Landesrätinnen Gabriele Fischer (Grüne) und Annette Leja (ÖVP) bei der Vorstellung des Suchtkonzepts diesen Satz. Sucht ist eine Krankheit – und keine Charakterschwäche. „Das müssen wir auch Betroffenen vermitteln, damit sie Hilfe suchen und annehmen“, formuliert Gesundheits-LR Leja ein Ziel, festgeschrieben in dem 150 Seiten umfassenden Papier. 49 konkrete Maßnahmen haben darin Fachleute aus verschiedenen Bereichen vorgeschlagen – mit dem Wissen, dass nicht jeder Betroffene seine Sucht überwinden kann, der Großteil mit Hilfe jedoch den Weg aus der Abhängigkeit findet.
Nicht nur Umgang mit harten Drogen beleuchtet
Grundlage für das Konzept waren zahlreiche Erhebungen zum Suchtverhalten in der Bevölkerung. Nicht nur der Umgang mit harten Drogen wie Heroin oder Kokain wurde beleuchtet, sondern auch der mit gesellschaftlich akzeptierten Suchtmitteln wie Alkohol oder Nikotin. Es geht nicht nur um stoffgebundene Süchte, sondern auch um Themen wie Glücksspiel. „Umfassend wie nie“ werde das Thema angegangen, betont Sozial-LR Fischer. Und tatsächlich beinhaltet das umfangreiche Konzept (Kosten: 82.000 Euro) ambitionierte, vielfach dringend notwendige Angebote.
45.500 Tirolerinnen und Tiroler haben 2019 erfolglos versucht, das Rauchen aufzuhören.
Martin Busch
Mehr Programme für Raucherentwöhnung
Was ist nun zu tun? Christian Haring, viele Jahre in der Suchtprävention und Drogenarbeit tätig, nennt ein paar Empfehlungen: Diese sehen mehr öffentlich geförderte Programme für Raucher, die dem Glimmstängel abschwören wollen. Wie wichtig das ist, untermauerte Martin Busch, einer der Autoren des Suchtkonzepts, mit einer eindrucksvollen Zahl: „45.500 Tirolerinnen und Tiroler haben 2019 erfolglos versucht, das Rauchen aufzuhören.“
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Sucht ein Teil der Gesellschaft ist. Wir können aber viel für Betroffene tun. Wichtig ist, dass wir früh Hilfe anbieten.
Gesundheits-LR Annette Leja
Drogenersatztherapie in allen Bezirken
Auch die Schaffung von mehr Therapieplätzen, Tageskliniken und spezialisierten Akut-Stationen – auch in den Bezirken – gehört zu den Maßnahmen. Haring weist dabei auf die „zentrale Rolle der Hausärzte“ hin. Drogenersatztherapie soll künftig nicht nur in Innsbruck angeboten werden, sondern in allen Bezirken. Ebenfalls Ziele: Schaffung von speziellen Betreungs- und Wohnformen für Suchtkranke und eigene Programme für Junge.
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