Männer mitgemeint

Linz Tourismus setzt voll auf Weiblichkeit

Oberösterreich
31.01.2022 16:56

„Linz ist grauslich“, „Linz ist ruiniert“ - mit einer selbstironischen Imagekampagne hat der Linzer Tourismusverband im Sommer des Vorjahres aufhorchen lassen. Die Stadtpolitik war alles andere als begeistert. Aber außerhalb des Rathauses hat man durchaus positive Aufmerksamkeit generiert, zeigt nun eine Umfrage. In ihren aktuellen Publikationen greifen die Linzer Touristiker heuer wieder ein heißes Eisen an: das Gendern. Drucksorten werden weiblich, Männer sind mitgemeint.

Die IMAS-Umfrage für den Tourismusverband mit 1011 österreichweit befragten Über-16-Jährigen (Face-to-Face, Dezember 2021/Jänner 2022) ergab, dass 19 Prozent die Kampagne kennen. Von diesen bewerteten sie 58 Prozent eher positiv und 21 Prozent eher negativ, der Rest neutral. Weniger gut Schnitt sie bei jenen ab, die sie nicht kannten und nur einige Bilder aus dem Video vorgelegt bekamen: Hier äußerten sich nur 32 Prozent eher positiv und 38 eher negativ. Für Tourismusdirektor Georg Steiner hat sich die Werbelinie, die „deutlich weniger als 200.000 Euro gekostet hat“, klar ausgezahlt, weil sie hochgerechnet 1,4 Millionen Österreicher über 16 Jahren erreicht habe.

Frauen-Schwerpunkte
Eine direkte Fortsetzung werde es nicht geben, so Steiner, natürlich wolle man sich auch heuer wieder etwas anders präsentieren. Details verriet er noch nicht. Neu ist, dass der Linz Tourismus heuer auf das Gendern online sowie in Broschüren verzichtet und nur mehr rein weibliche Formulierungen verwendet - mit dem Hinweis, dass sich auch Männer mit angesprochen fühlen sollen. Damit unterstreicht man auch die diesjährigen Frauen-Schwerpunkte in einigen Linzer Kulturhäusern wie etwa dem Lentos.

„Häppchenpass“
Insgesamt will der Linz Tourismus mehr Fokus auf Begegnung denn auf Sightseeing legen: „Trendtouren“ sollen Themen wie Nachhaltigkeit oder Smart City in den Fokus rücken. Ein „Häppchenpass“ ermöglicht es, sich durch das kulinarische Linz zu kosten. Da man davon ausgeht, dass der Geschäftstourismus auch nach Corona - Stichwort Videokonferenzen - um ein Drittel weniger sein werde, will man die verbleibenden Geschäftsreisenden mit entsprechenden Angeboten zum längeren Verweilen anregen.

Nächtigungen etwas erholt
Insgesamt wähnt man sich auf einem guten Kurs: Die Nächtigungszahlen haben sich nach den massiven Corona-Einbrüchen ab März 2020 zuletzt etwas erholt: Von August bis Oktober, als die Pandemie auf Sparflamme köchelte, schloss Linz bei den Nächtigungszahlen beinahe wieder an frühere Jahre an, im November und Dezember ging es aber wieder deutlich bergab.

Kritik von der FPÖ
Kritik an den weiblich gehaltenen Drucksorten kam postwendend von der FPÖ: „Der Linzer Tourismus hat nichts davon, wenn die Texte des Tourismusverbandes in weiblicher Form gesetzt werden. Das sind keine Impulse, mit denen die Stadt ihre von den Corona-Maßnahmen getroffenen Gästezahlen aufwerten könnte“, so Gemeinderätin Ute Klitsch. Sie findet, dass die Linzer Museen - „gerade das Lentos, mit seinem stark nach Randgruppen ausgerichteten Programm“ - ihre Konzepte überdenken sollten.

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