Pandemie

Hilferufe aus den Ländle-Kindergärten

Vorarlberg
31.01.2022 08:00

Die Gewerkschaft schlägt Alarm: Die Vorarlberger Kindergartenpädagoginnen leiden zunehmend unter den schwierigen Arbeitsbedingungen. Die Pandemie hat den Frust noch verschärft.

Bundesweit sind vergangene Woche am „Tag der Elementarpädagogik“ Kindergärtnerinnen und Kindergärtner auf die Straße gegangen, um ihrem Unmut Luft zu verschaffen. Immer mehr Aufgaben müssen gestemmt werden, aber zusätzliches Personal kommt kaum nach. „Den Beruf so auszuüben, wie die Pädagogen es gerne machen würden, geht nicht mehr“, betont Thomas Kelterer von der für die Gemeindebediensteten zuständigen Gewerkschaft „younion“ den Ernst der Lage. Dass sich die Mitarbeitenden dennoch unvermindert und mit jeder Menge Herzblut für das Wohl der Kinder einsetzen, könne man ihnen gar nicht hoch genug anrechnen.

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Die Politik hat die Kindergärten während der Pandemie im Stich gelassen. Das hat beim Personal Spuren hinterlassen: Die Mitarbeitenden haben das Gefühl, vergessen worden zu sein. Viele sind dadurch auch deutlich kritischer.

Thomas Kelterer , „younion“-Gewerkschaft

Speziell die ausgeuferten Verwaltungsarbeiten sind zu einem echten Ressourcenfresser geworden: Es müssten Stundenlisten und Protokolle geführt sowie Sprachbögen ausgefüllt werden, dazu addiert sich noch der bürokratische Mehraufwand, den die Pandemie mit sich gebracht hat. Durch die Ausweitung der Öffnungszeiten und der Mittagsbetreuung ist zudem der Personalbedarf deutlich gestiegen. Da aber kaum neue Stellen geschaffen wurden, muss der Mehraufwand unter dem bestehenden Personal aufgeteilt werden.

Das Fass zum Überlaufen habe aber die Pandemie gebracht, so Kelterer, die Politik hätte die Kindergärten regelrecht im Stich gelassen: So gab es etwas keine flächendeckende Teststrategie oder anderweitige Sicherheitskonzepte. „Das hat beim Personal Spuren hinterlassen. Die Mitarbeitenden haben das Gefühl, vergessen worden zu sein. Viele sind dadurch auch deutlich kritischer und dünnhäutiger geworden“, berichtet Kelterer von der mittlerweile „explosiven“ Stimmung. Aber auch in Sachen Infrastruktur gäbe es Handlungsbedarf: „Probleme haben wir vor allem dort, wo Einrichtungen in bestehende Gebäude integriert wurden. Dort ist der Sanierungsbedarf teils erheblich.“

Probleme bekannt, Lösungen fehlen
Beim Land ist man sich bewusst, dass es Probleme gibt. Von der „Krone“ gefragt, wo sie denn den größten Handlungsbedarf sehe, antwortete die zuständige Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP): „Im Bereich Elementarpädagogik bestehen vielfältige Aufgaben und Herausforderungen. Besondere Schwerpunkte bilden derzeit - wie auch schon in den Jahren zuvor - der weitere Ausbau an Plätzen und die Erweiterung der Öffnungszeiten, die Qualitätsentwicklung sowie die Qualifizierung des Personals.“ Kelterer kann mit diesem Befund allerdings nur wenig anfangen: „In keinster Weise wird erwähnt, wie sich die Situation für das Personal und vor allem für die Kinder verbessern lässt. Mich würde zudem interessieren, wie der Ausbau des Angebots funktionieren soll, wo wir doch bereits jetzt einen Personalengpass haben und zudem eine massive Pensionierungswelle bevorsteht!“

Als Antwort auf die Personalmisere hat das Land bereits vor Jahren gemeinsam mit dem Gemeindeverband sowie der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik das „Kolleg Dual“ ins Leben gerufen. „Diese Ausbildungsform ermöglicht Mitarbeitenden in elementarpädagogischen Einrichtungen eine berufsbegleitende Qualifizierung zur Kindergartenpädagogin. Im Bereich der Kleinkindbetreuung wurde zudem ein eigener berufsbegleitender Qualifizierungslehrgang zur pädagogischen Fachkraft entwickelt, der seit 2014 angeboten wird“, so Schöbi-Fink. Kelterer goutiert zwar, dass sich etwas getan habe, allerdings hielten sich die Effekte ins Grenzen: „Das Land hat einfach zu viele Jahre verschlafen.“

Gewissermaßen als Wachrüttler übergaben am vergangenen Montag der ÖGB Vorarlberg und die Fachgewerkschaften „younion“, „vida“ und „GPA“ Schöbi-Fink einen Forderungskatalog. „Es braucht eine Verkleinerung der Gruppengröße, mehr Personal, eine Ausbildungsoffensive und auch mehr Gehalt.“ Zuvorderst müssten aber „Sofortmaßnahmen“ in die Wege geleitet werden, um die akuten Probleme in den Griff zu bekommen - etwa in Form von Zusatzmitteln für Unterstützungspersonal in der Administration.

Langfristig wird es aber auch darum gehen, die Kinderbetreuung generell neu und breiter aufzustellen. Das Land erarbeitet derzeit ein neues Kinderbetreuungsgesetz. Der Entwurf steht bereits, in Bälde soll er einer Arbeitsgruppe vorgelegt werden, in welcher auch Gewerkschaftsvertreter sitzen werden. Man darf gespannt sein, wie die Eckpunkte ausschauen werden.

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