4 Experten zu Corona:

„Wissenschaft zählt, nicht WhatsApp von Bekannter“

Coronavirus
02.01.2022 06:00

Wird 2022 wieder ein Corona-Jahr? Neue Mutationen, Reisen und Impfstoffe. Weitere Lockdowns und Masken, die wir auch ohne Virus tragen: Die „Krone“ wagt mit Experten einen Blick in die Zukunft.

KroneWie lange tragen wir noch Masken?

  • Markus Zeitlinger: Ich denke, das breite Tragen von Masken könnte im Frühjahr oder Sommer vorbei sein, in bestimmten Bereichen wird es vielleicht nie weggehen.
  • Peter Klimek: Auch ohne Corona wäre ein Maskentragen in der Erkältungssaison häufig schon sinnvoll gewesen, etwa wenn man sich trotz Erkältung in die Arbeit schleppt.
  • Hans-Peter Hutter: Vielleicht werden wir das Maskentragen (freiwillig) in der kalten Jahreszeit beibehalten, weil sich gezeigt hat, dass Infektionen des Atemtrakts deutlich zurückgegangen sind.
  • Florian Thalhammer: Die Antwort hängt von vielen Faktoren wie Mutation, Immunität der Bevölkerung, Gesundheitsstatus des Einzelnen ab, aber mit variabler Intensität wohl bis Ende 2022.
Klinischer Pharmakologe Markus Zeitlinger (Bild: Klemens Groh)
Klinischer Pharmakologe Markus Zeitlinger

Können wir im Sommer uneingeschränkt reisen?

  • Zeitlinger: Das ist unmöglich vorherzusagen. Wir wissen nicht, welche Endemiegebiete und Mutationen es noch geben könnte.
  • Klimek: Nach China wohl nicht. Und dass man in manche Länder, wo ansteckende Krankheiten zirkulieren, nur mit einer entsprechenden Impfung darf, wäre ja auch nicht neu.
  • Hutter: Ins Erdbeerland sicherlich. Ganz uneingeschränkt ist schwer vorstellbar. Etliche Länder werden nur einreisen lassen, wenn ein Nachweis einer Impfung vorliegt.
  • Thalhammer: Ja, davon gehe ich aus, aber mit unterschiedlich ausgeprägten Sicherheitsmaßnahmen - Grüner Pass.
Peter Klimek, Komplexitätsforscher an der MedUni Wien (Bild: APA/Helmut Fohringer)
Peter Klimek, Komplexitätsforscher an der MedUni Wien

Schaffen wir 2022 ohne neue Lockdowns?

  • Zeitlinger: Wir müssen endlich aufhören, diese Prognosen zu stellen, die Menschen sind sonst permanent enttäuscht und verunsichert.
  • Klimek: Wir haben im Herbst 2021 weniger Länder mit Lockdowns gesehen als 2020, wobei Österreich eine unrühmliche Ausnahme darstellt. Die Entwicklung setzt sich fort.
  • Hutter: Indem wir alle die Nerven nicht wegschmeißen. Indem die Bevölkerung mitmacht, wenn es um Hygiene-Regeln geht. Und mehr als bisher die Impfung ernst nehmen.
  • Thalhammer: Mit Vernunft, Eigenverantwortung und Planung sollten Lockdowns vermeidbar sein. Weder wird sie die Bevölkerung erdulden, noch werden wir es uns leisten können.
Hans-Peter Hutter, Epidemiologe, Medizinische Universität Wien (Bild: Gerhard Bartel)
Hans-Peter Hutter, Epidemiologe, Medizinische Universität Wien

Müssen wir mit neuen Mutationen rechnen?

  • Zeitlinger: Das kann man mit Sicherheit mit Ja beantworten. Die Hoffnung ist, dass sie harmloser werden.
  • Klimek: Ja. Wenn der Immunschutz nur ein bisschen überwunden werden kann, wird eine solche Variante einen großen Vorteil haben und sich eher durchsetzen können.
  • Hutter: Es liegt im Wesen eines solchen Virus, dass es sich besser an den Wirt, also an uns, anpasst. Die humanistische Bildung kommt zum Zug: Das griechische Alphabet kennen dann alle.
  • Thalhammer: Mit Sicherheit werden weitere Mutationen auftreten. Alles ist möglich, nicht alle werden sich durchsetzen. Im Langzeitverlauf werden diese „harmloser“ werden.
Infektiologe Florian Thalhammer (MedUni Wien/AKH) (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Infektiologe Florian Thalhammer (MedUni Wien/AKH)

Werden wir einen neuen Impfstoff brauchen?

  • Zeitlinger: Ja, unbedingt. Das jährliche Update ähnlich der Grippeimpfung wird immer wahrscheinlicher.
  • Klimek: Darauf deutet momentan vieles hin, dass die Impfungen sich mit dem Virus mitentwickeln müssen.
  • Hutter: Es wird wahrscheinlich eine Anpassung der Impfung an die vorherrschende Variante geben. Dazu laufen erste Vorbereitungen. Aber das kennen wir schon von der Influenza-Schutzimpfung.
  • Thalhammer: Auf lange Sicht werden angepasste Impfstoffe notwendig sein, außer der soeben bekannt gewordene pan-Coronaimpfstoff setzt an einer Virusstelle an, die sich nicht verändert.

Wie verhindern wir, dass wir Weihnachten 2022 eingeschränkt feiern?

  • Zeitlinger: Impfen mit den Impfstoffen, die wir jetzt haben, und dann boostern mit dem angepassten Impfstoff.
  • Klimek: Neben der Impfung müssen wir auf langfristige Maßnahmen setzen, etwa auf Lösungen zur besseren Belüftung öffentlicher Gebäude wie Schulen.
  • Hutter: Wenn wir uns mehr auf wissenschaftliche Erkenntnisse verlassen als auf die WhatsApp einer Bekannten des Schwagers meines Cousins, die meinte, die Impfung wird uns in Einzelteile zerlegen.
  • Thalhammer: Auf wissenschaftliche Erkenntnisse bauen, Eigenverantwortung, eine hohe Durchimpfungsrate und ein bisschen Glück, dass SARS-CoV-2 auf natürlichem Weg den Schrecken verliert.
 Kronen Zeitung
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