Als erste Grazer Bürgermeisterin ist Elke Kahr nun seit einem Monat im Amt. Im Gespräch mit der „Krone“ zieht die KPÖ-Chefin eine erste Bilanz und verrät die künftigen Vorhaben.
„Krone“: Grüß Gott Frau Bürgermeisterin - haben Sie sich schon an diese Anrede gewöhnt?
Elke Kahr: Sagen wir so: Es ist mir lieber, wenn die Leute - vor allem, die ich kenne - zu mir Frau Kahr sagen. Die Anrede „Frau Bürgermeisterin“ ist für mich befremdend, das gebe ich offen zu.
Haben Sie sich schon eingelebt in Ihrem neuen Büro?
Wir sind seit 1998, als Ernest Kaltenegger Stadtrat geworden ist, immer im zweiten Stock des Rathauses, Türnummer 236, beheimatet. Wir haben eigentlich nur die Türen gewechselt, nicht aber die Etage.
Sie haben sogar Ihre alte Einrichtung mitgenommen, samt Kinder-Spielecke...
Ja, die habe ich auch damals selbst gekauft. Ich liebe all diese Dinge - und ich mag keine klassischen Büromöbel. Die Kästen sind auch von einem anderen Büro im Haus, die Präsidialabteilung hat gesagt: „Die können Sie haben, Frau Kahr“.
Sind Ihnen die Räumlichkeiten immer noch zu groß?
Wir haben schon vier Räume, die immer zum Bürgermeisteramt gehört haben, abgegeben. Die habe ich gar nicht gekannt.
Wie lief die Amtsübergabe mit Siegfried Nagl?
Wir haben uns unmittelbar nach der Wahl einmal getroffen, das war mir ein persönliches Anliegen. Dann haben wir noch mehrmals telefoniert. Ich empfinde keinerlei Häme: Siegfried Nagl war immerhin achtzehn Jahre lang Bürgermeister - und es ist in dieser Zeit vieles passiert, das positiv war und wir unterstützt haben. Eine solche Leistung gehört auch anerkannt und gewürdigt.
Die persönlichen Gespräche mit den Menschen sind durch nichts zu ersetzen. Weil du so sinnlich erfährst, wo die Probleme liegen.
Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ)
Ein kurzer Rückblick auf das erste Monat im Amt?
Dieses eine Monat ist im Verhältnis zu rund 30 Jahren politischer Tätigkeit - ich bin seit 1993 in der Kommunalpolitik - nichts. Ich bin ja kein anderer Mensch geworden, ich bin die gleiche Person. Ich bin auch meinen Prinzipien treu geblieben. Ich begegne Menschen nicht anders als vorher. Wir sind längst im Tun, es herrscht schon Alltag. Man muss sich immer machbare Ziele setzen, das gilt privat, wie in der Politik. Man darf die Leute nicht enttäuschen.
Auf welche umgesetzten Projekte sind Sie stolz?
Ich bin stolz, dass ich schnell reingefunden und nach wie vor die Zeit habe, für die Menschen da zu sein. Es war zum Beispiel wichtig, die Müll und Kanalgebühren nicht zu erhöhen und die Klubförderung zu senken, ohne der kleinsten Fraktion etwas wegzunehmen.
Wird mit Ihnen die Bauwut in Graz so weitergehen?
Wir wollen künftig flächendeckend über das Stadtgebiet Bebauungspläne machen und achten, dass die Dichte nicht maximal ausgenutzt wird und der Freiflächen- und Grünanteil steigt.
Was steht 2022 an?
Ich möchte im Gespräch mit dem Land Verbesserungen im Sozialbereich erwirken. Und die komplizierten Anträge auf Sozialunterstützung vereinfachen.
Man braucht diesen unverfälschten Kompass durch die Leute, der ist besser als jede Studie. Wir haben daraus viele Initiativen abgeleitet.
Elke Kahr
Der Fernwärmepreis steigt auch saftig...
Ja, als ersten Schritt werden wir nun den Heizkostenzuschuss als Teuerungsabgeltung erhöhen - für alle, die eine Sozialcard besitzen. Dann soll der Bezieherkreis auf Berufstätige mit kleinen Gehältern ausgeweitet werden.
Verzichten Sie weiter auf Teile Ihres Gehalts?
Selbstverständlich! Ich werde mir von den rund 9000 Euro netto maximal 2200 Euro behalten. Ich brauche auch kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
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