Major kontert

Bundesheer hat jetzt einen Porno-Streit am Hals

Österreich
01.04.2011 17:19
Mit einer Vier-Zeilen-Erklärung wollte das Bundesheer am Donnerstag die Geschichte um den Pornodreh in der Wiener Stiftskaserne verkünden und gleichzeitig kurz und schmerzlos erledigen. Beinahe hätte es funktioniert. Doch der gekündigte "Porno-Major" gibt nicht klein bei und hat am Freitag seinen Anwalt und seine Lebensgefährtin, eine Hobby-Erotikdarstellerin, zum Gegenangriff geschickt. Im Kaffeehaus luden Advokat Marc Gollowitsch und "Nadine" zum "Pornoschau'n" und erklärten, warum das Heer den Bediensteten zu Unrecht aus dem Dienst entfernt habe.

Vor versammelter Presse erzählten der schneidige Anwalt und die 36-jährige vollbusige "versaute Nymphomanin" (Nadine über Nadine, Anm.) ihre Version des Porno-Drehs in der Wiener Stiftskaserne. Die Versuche des Duos, des Majors neues Image als Armee-Lüstling zu korrigieren, wurden am Freitag aber zeitweise zum Kuriosum.

Zuerst zeigte der Jurist Ausschnitte aus dem Video: Da hüpft Nadine in rosa Minikleid und Strapsen durch einen Seminarraum, betrachtet staunend die tolle Aussicht vom Dachgeschoss der Stiftskaserne, bevor sie einem kopflosen Bewunderer (Gesicht abgeschnitten) kniend vor Steffl und Co. eine Freude der anderen Art bereitet.

Major soll von Pornodreh nichts gewusst haben
Zumindest auf dem Video hat die Geschichte ein "Happy End", im wirklichen Leben kämpft der Major mit den Folgen der Affäre. Der Verdacht: Der 45-Jährige soll – wie berichtet – am 29. Mai 2010 eine regelrechte Swinger-Orgie im Dachgeschoss der Stiftskaserne veranstaltet haben. Ein Video landete jedenfalls als "Über den Dächern von Wien" zum Kaufpreis von zehn Euro auf der Website von Nadine. Im März wurde gegen den Offizier, der beim Bundesheer als Vertragsbediensteter beschäftigt war, gekündigt. Und zwar wegen disziplinärer Verstößer gegen die Zutrittsbestimmungen und weil das Video das Ansehen des Bundesheeres beschädige.

"So nicht wahr", sagt Anwalt Gollowitsch und lässt Nadine das Szenario aus ihrer Sicht schildern: "Ich war mit einer Freundin und einem Freund in Wien unterwegs. Mein Lebensgefährte zeigte uns den Ausblick vom Dach. Als wir wieder unten waren, habe ich bemerkt, dass ich mein Handy vergessen habe. Mein Lebensgefährte hat mir dann den Schlüssel gegeben und ist in seinem Büro geblieben. Das mit dem Film hat sich so ergeben, aufgenommen wurde es mit meinem Handy. Mein Lebensgefährte wusste nichts davon und erfuhr erst von dem Video, als er am 25. Februar 2011 mit den Vorwürfen konfrontiert wurde."

Die Freundin wittert ein Bundesheer-internes Komplott gegen ihren Lebensgefährten. "Jemand aus der Kaserne muss das Video gesehen und meinen Lebensgefährten angepatzt haben. Dabei bekomme ich immer wieder im Internet unmoralische Angebote von Mitgliedern der Landesverteidigungsakademie", so Nadine am Freitag.

Anwalt will Kündigung bekämpfen
Aus der Sicht von Anwalt Gollowitsch hat der 45-Jährige jedenfalls nur gegen die Zutrittsbestimmungen verstoßen. Seinem Mandaten, so Gollowitsch, sei lediglich vorzuwerfen, dass er den Schlüssel zum Seminarraum unterm Dach für die Dauer von etwa 40 Minuten weitergegeben habe. Den Vorwurf, das Ansehen des Militärs geschädigt zu haben, weist der Anwalt gänzlich zurück: Es sei nur für einen "Insider aus dem Haus erahnbar", dass das Video in der Landesverteidigungsakademie der Stiftskaserne entstanden sei, so Gollowitsch. Aus Heereskreisen hatte es zuletzt geheißen, im Video, das insgesamt zwölf Minuten dauert, habe auch militärisches Material (Landkarten, etc.) als Kulisse herhalten müssen.

Gegen die Kündigung - das Kündigungsschreiben hat der Anwalt noch nicht erhalten - will Gollowitsch jedenfalls Einspruch erheben. Der Advokat hatte dazu am Freitag noch ein Bonmot auf Lager: Im Falle eines Gerichtsverfahrens wolle nicht davor zurückschrecken, mit Vergleichsfotos zu beweisen, dass der Mann mit dem Stehvermögen im Video nicht sein Mandant ist.

Heer: Anschuldigungen reichen für Kündigung
Vom Verteidigungsministerium war am Freitag niemand für eine Stellungnahme bereit. Man habe zu diesem Fall alles gesagt, die Anschuldigungen wiegen schwer und würden für eine Kündigung allemal reichen, hieß es dazu gegenüber krone.at.

von Michael Pommer (Kronen Zeitung) und krone.at

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