„Krone“-Kolumne

Bondage-Spiele fesseln nicht nur den Körper

Kolumnen
23.10.2021 09:00

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller diesmal über Bondage und den Spaß an der Fixierung.

Bondage-Spiele fesseln nicht nur den Körper, sondern auch die Aufmerksamkeit. Professionelle Fesselungen haben außerdem oft eine ästhetische Qualität: Sie halten kunstvoll arrangiert einen Körper in seiner Position, manchmal sogar in der Luft schwebend. Bondage ist eine spezielle, aber verhältnismäßig häufige Vorliebe. Zumindest in Form von Plüschhandschellen, die zu irgendeinem Anlass lustig verschenkt wurden und unter den Schlafzimmerbetten auf ihren freudigen Einsatz warten.

Dabei braucht es für die Fixierung einer anderen Person nicht unbedingt Seile oder ähnliche Hilfsmittel. Eigentlich reichen die Hände und ein wenig Körperspannung, um eine Person in einer Position zu fixieren. Vielleicht noch gepaart mit ein wenig Willen zur Dominanz und Spaß an der spielerischen Unterwerfung. Wenn ein solches Fixieren oder Fixiert-Werden bereits die Erregung steigert, ist man vielleicht schon am Weg, eine sexuelle Leidenschaft für sich zu entdecken.

Seile werden von vielen Fesselbegeisterten dabei als besonders angenehm und schön empfungen. Sie haben auch einen wichtigen Vorteil: Einmal gefesselt, hat die fesselnde Person die Hände frei und kann sich anderweitig betätigen - sexuell, oder mit interessanten Körperempfindungen und Sinneseindrücken spielend. Im Zustand der gefesselten Aufmerksamkeit werden auch leichte Berührungen sehr intensiv empfunden. Fessel-Begeisterte teilen oft eine Liebe zum Material und zu einer (virtuellen oder realen) Bondage-Gemeinschaft, in der Wissen und Sicherheitstipps vermittelt werden. Und das ist bei technisch anspruchsvollen Fesselpraktiken auch unbedingt notwendig. Schließlich soll niemand dauerhafte Nervenschäden durch den Spaß erleiden. Ohne Sicherheitsschere und andere Vorsichtsmaßnahmen geht deshalb gar nichts.

Unfrei, in der Bewegung eingeschränkt zu sein und einer anderen Person völlig vertrauen zu müssen, ist für manche Menschen eher eine ungemütliche Vorstellung. Anderen Menschen gibt dieses Setting einen besonderen Schub an sexueller Energie und Lust. Die Lust an Fesselspielen ist individuell sehr unterschiedlich. Und auch die Rollen sind dabei nicht von vornherein klar. Gerade Menschen, die in ihrem Leben viel Kontrolle brauchen, sind vielleicht erleichtert, im Bett einmal für einen klar abgegrenzten Zeitraum bewusst diese Rolle einer Vertrauensperson zu überantworten. Geschlechterrollen sind bei Fesselspielen nicht festgelegt, auch wenn es auf den Hochglanzfotos von Bondage-Sessions oft so wirkt, also könnten sich nur attraktive Frauen in der starken Hand eines Seilexperten fallen lassen. Wer solche Fotos zum Vorbild für die eigenen sexuellen Praktiken nimmt, limitiert sich in der eigenen Lusterfahrung. Und die kommt nicht zuletzt aus einem selbst und der Beziehungsdynamik zu einem Gegenüber.

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