Von Pezi ausgesucht

Blick hinter den Vorhang: Das ist der neue Kasperl

Wien
03.10.2021 11:00

Nach langer Pause startet „Kasperl und Pezi“ am kommenden Samstag, dem 9. Oktober, in der Wiener Urania in die neue Saison. Doch wer ist er eigentlich, der jetzige Kasperl, der zusammen mit Pezi nicht nur die Kinderaugen zum Leuchten bringt? Und was macht für Weltstar André Heller, der 2018 den Kasperl rettete, die Faszination des traditionsreichen Puppentheaters aus? (Wie der neue Kasperl klingt, hören Sie im kurzen Audiofile oben.)

Es ist eine dieser versteckten, unscheinbaren Türen Wiens, aus altem Messing mit eingelegten Milchglasscheiben. Doch dahinter entpuppt sich eine farbenfrohe Wunderwelt. Das von Kunst- und Kulturikone André Heller eingerichtete Kasperlatelier beim Schwarzenbergplatz versetzt auch Erwachsene ins Staunen. Wohin das Auge reicht detailverliebte Handpuppen, jede einzelne ein Kunstwerk für sich.

„Insgesamt sind es mehr als 400“, sagt Alexandra Filla, die eine der wichtigsten Protagonisten im Wiener Urania Puppentheater, einer aus Wien nicht weg denkbaren Institution, ist. Dort spricht die 47-Jährige seit 21 Jahren den Pezi. Mehr als 7000 Mal lieh sie dem beliebten Braunbären ihre Stimme. Im atemberaubend schönen Atelier näht die fröhliche Künstlerin Kostüme, verschönert die Puppen, tüftelt an Szenenbildern oder putzt die Kulissen.

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Die Frage, wer der neue Kasperl wird, ist vergleichbar mit der Frage, wer der neue Hamlet am Burgtheater ist.

Kunst- und Kulturikone André Heller

In den Fußstapfen von Kasperllagende Manfred Müller
Frau Pezi, wie Filla auch liebevoll genannt wird, war es auch, die sich vor Pandemiebeginn den neuen Kasperl ausgesucht hat. Jenen Mann, der in die großen Fußstapfen der 2019 verstorbenen Kasperllegende Manfred Müller trat und der auch beim Neustart des Kasperltheaters am 9. Oktober an der Seite von Pezi und zwei weiteren Puppenspielern die Hauptrolle spielen wird: „Kasperl und Pezi sind allerbeste Freunde und das sollen unsere Besucher auch spüren. Es musste also jemand sein, mit dem ich mich gut ergänze und der spontan genug ist, mich auszuhalten“, schmunzelt die Prinzipalin der Bühne.

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Bei uns gibt es nur die Szenen-Bilder, die gesprochenen Texte sind stegreif.

Alexandra Filla alias Pezi

Kasperl ist Jurist, CliniClown und kommt aus Ottakring
Doch wer ist er denn eigentlich, der „neue“ Kasperl? Wer steht nach den Legenden Kraus und Müller hinter der Figur mit der langen, weißen Zipfelmütze, die mehrere Generationen maßgeblich durch ihre Kindheit begleitete. Auf jener Bühne nahe dem Prater, die vom Volksschullehrer-Ehepaar Kraus am 25. Dezember 1950 erstmals bespielt wurde. Die „Krone“ darf es verraten: Der Kasperl ist gelernter Jurist, kommt aus Ottakring und heißt Klaus Schaurhofer.

Erst ein Erwachsenen-Schauspielworkshop in Margareten führte den 53-Jährigen in seine Passion. Als engagierter CliniClown mimte er schon vor einigen Jahren bei „Kasperl und Pezi“ die Blumenelfe, ehe ihn Frau Pezi kurz vor Corona in die Hauptrolle berief.

„Es ist wahrlich eine wichtige Rolle, mit nicht wegdenkbarer Wiener Tradition“, weiß André Heller, der im September 2018 das von der Schließung bedrohte Puppentheater in der Urania übernahm und somit rettete, „Die Frage, wer der neue Kasperl wird, ist vergleichbar mit der Frage, wer der neue Hamlet am Burgtheater ist.“ - Wenngleich dem Kasperl langwieriges Textlernen wie Burgtheater-Mimen erspart bleibt: „Bei uns gibt es nur die Szenen-Bilder, der Rest ist stegreif“, erzählt Schaurhofer.

„Vor allem für die Erwachsenen ist die neue Stimme ungewohnt“
Die größte Herausforderung zu Beginn war die neue Stimme des Kasperls: „Vor allem für die Erwachsenen ist sie ungewohnt, sie haben immer noch eine andere im Ohr. Doch ich versuche nicht, Manfred Müller zu imitieren. Es ist mein Ziel, selbst ein guter Kasperl zu sein.“

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Ich versuche nicht, Manfred Müller zu imitieren. Es ist mein Ziel, ein neuer guter Kasperl zu sein.

Klaus Schaurhofer alias Kasperl

Saisonauftakt am kommenden Samstag
Davon hat er André Heller, der beim Saisonauftakt nächsten Samstag dabei sein wird, längst überzeugt: „Schon als Kind war der Kasperl in der Pfarre Hietzing für mich etwas Wunderbares“, erinnert er sich. „Man durfte widersprechen, zwischenrufen, mitbestimmen, lachen, bangen und staunen. Ein Kasperltheater deckt das ganze Spektrum kindlicher Gefühle ab“, so der weltberühmte Aktionskünstler. „Und das Bezauberndste daran: Oft sind es die Erwachsenen, die am lautesten mitschreien.“

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