Nach Taliban-Übernahme

Afghanische Botschafterin will kein Asyl

Politik
14.09.2021 22:59

Die afghanische Botschafterin Manizha Bakhtari will nicht als Flüchtling in Österreich leben. „Ich werde kein Asyl beantragen“, sagte Bakhtari am Dienstagabend in der ORF-„ZiB 2“. Zunächst wolle sie ihre Arbeit als Botschafterin weiterführen, und für die Zeit danach habe sie schon „ein paar Pläne“. Der Asylstatus in Österreich gehöre nicht dazu, obwohl sie Österreich „liebe“. „Ich werde vielleicht als Touristin zurückkommen.“

„Ich bin die offizielle Botschafterin von Afghanistan in Wien. Ich repräsentiere die Menschen Afghanistans“, betonte die Regimegegnerin. Sie vertrete „Millionen von Menschen, die im Moment keine Stimme haben“, sagte die Diplomatin, die diesbezüglich ihre scharfe Kritik an den neuen Machthabern bekräftigte. „Es gibt so viele Beweise, dass sie Terroristen sind“, sagte sie. „Ich akzeptiere sie nicht als legitime Regierung.“ Zurücktreten werde sie daher erst, wenn die Taliban international anerkannt sein werden.

(Bild: Screenshot/ORF)

Taten der Taliban „bieten uns keine Hoffnung“
Angesprochen auf die Aussage von Außenminister Alexander Schallenberg, man solle die Taliban an ihren Taten messen, meinte Bakhtari, sie stimme dem zu. Man sollte sie nicht anhand „ihrer netten Worte“ beurteilen, sondern anhand ihrer Taten, und diese „bieten uns keine Hoffnung“. Die Taliban hätten zwar ihre Strategie geändert, seien aber in ihren Zielen gleich wie vor 20 Jahren.

Die Botschafterin sprach sich trotzdem dafür aus, im Bereich der humanitären Hilfe mit den Taliban zusammenzuarbeiten. „Haben wir eine Wahl? Nein, die haben wir nicht. Wir müssen den Menschen helfen“, sagte sie. Die Menschen in Afghanistan benötigten „dringend humanitäre Hilfe und internationale Unterstützung“, so Bakhtari, die auch eine Flüchtlingswelle aus dem Land befürchtet.

Die frühere Journalistin und Wissenschaftlerin war wenige Tage vor dem Umsturz in Afghanistan ins Wiener Außenministerium zitiert worden, weil sie einen Abschiebestopp nach Afghanistan erbeten hatte. Sie begründete dies mit der massiv verschlechterten Sicherheitslage in dem Land, das ein Abkommen mit der Europäischen Union zur Rücknahme abgelehnter Asylbewerber verpflichtet.

Für Abschiebung in Nachbarländer fehlt rechtliche Grundlage
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hatte empört auf diesen Wunsch reagiert - obwohl schon seit Längerem keine Abschiebeflüge in das Land durchgeführt werden können. Die österreichischen Behörden können nicht sagen, wann solche Flüge wieder stattfinden können. Für die von der Regierung ins Spiel gebrachte Abschiebung von Afghanen in Nachbarländer fehlen rechtliche Grundlagen. Auch von dem Angebot der Taliban, Afghanen zurückzunehmen, will man offenbar nicht Gebrauch machen.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele